Rezension

Schonungslos ehrlich

MTTR -

MTTR
von Julia Friese

Der Roman „MTTR“ von Julia Friese erzählt von Teresa, die sich für ein Kind entscheidet, ihre Gedankenwelt, ihre Zweifel, Rückblicke in ihre Kindheit und  das erste Jahr mit ihrem Kind.

„MTTR“ bedeutet „mean time to recover“, meint die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems. Es soll beleuchtet werden, wie die gefühllose Erziehung der Nachkriegsgeneration noch heute nachwirkt.

Julia Friese erzählt in sehr kurzen Sätzen. Oft fehlt das Satzende. Satzzeichen zur wörtlichen Reden werden weggelassen. Ein Schreibstil, an den man sich gewöhnen muss. Der Roman spielt sich größtenteils in Teresas Gedankenwelt ab. Der einkürzende Schreibstil verdeutlich Gedankensprünge und die Auswirkungen ihrer Umgebung (Eltern, Freundin, Kollegin) auf ihr Gefühlschaos.

Der Roman ist nicht einfach zu lesen, was nicht nur an den gekürzten Sätzen liegt. Er ist gnadenlos ehrlich bis zur Schmerzgrenze; aber auch negativ ohne Abmilderung, unbequem. Schonungslos wird das Muttersein als Überforderung dargestellt. Die Thematik der Systemerneuerung muss man sich selbst zwischen den Zeil herauslesen; kommt meiner Meinung nach etwas zu kurz. Dazu hatte ich mehr erwartet. „MTTR“ mit der Bedeutung „Mutter“ würde perfekt passen.