Rezension

schonungslos und ergreifend

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Amerika, Anfang des 19. Jahrhunderts, auf den Farmen der Südstaaten ist die Sklaverei fest etabliert, der Rassismus Alltag.
Cora, ist Sklavin in der dritten Generation auf der Randall Farm.

Ihre Großmutter ist bereits unter der harten Arbeit und den unerträglichen Bedingungen auf der Farm gestorben. Coras Mutter Mabel, ist die Flucht geglückt, sie ließ jedoch ihre damals zehnjährige Tochter, zurück.
Jahre später keimt in Cora Hoffnung auf, dass sie ebenfalls dem Sklavenleben entkommen könnte. Caesar und Cora flüchten mit Hilfe der Underground Railroad, eines Netzwerkes von Helfern, die entflohene Sklaven in den Norden von Amerika, oder sogar noch weiter nach Kanada, schleust.

Die Underground Railroad gab es tatsächlich, wenn auch nicht in dieser Form, wie sie im Buch beschrieben wird. Ein weit verzweigtes Netzwerk von Fluchthelfern, sicheren Häusern und Routen, die Sklaven in ein neues, freies Leben verholfen hat.
In Coleson Whiteheads Roman wird sie zu einem realen Zug, dessen Strecke unterirdisch verläuft, und dessen Stationen sich unter den sicheren Häusern der Fluchthelfer, der Stationsvorsteher, befinden.
Diese phantastische Wendung wirkt zuerst etwas befremdlich und überraschen. Im weiteren Verlauf bedient sich der Autor des öfteren Allegorien,um Coras Reise durch die verschiedenen Staaten zu beschreiben.
Ein unterirdischer Zug, ein zwölfstöckiges Hochhaus mit Aufzug, solche, für diese Zeit futuristischen Dinge lenken jedoch nicht von Coras Geschichte ab.

Der Rassismus, dem die verschleppten Afrikaner und ihre Nachkommen in Amerika ausgesetzt sind, die unmenschlichen Bedingungen unter denen sie für die Plantagenbesitzer schuften müssen, die Verachtung und der Hass mit dem die Weißen auch ehemaligen Sklaven begegnen, ist zu grausam und realistisch erzählt, als dass man diesen Roman für ein Märchen über einen unterirdischen Zug halten könnte.In den verschiedenen Staaten, die Cora bereist, findet sie verschiedene Grade des Hasses und der Gewalt den Schwarzen gegenüber.
Wenn sie sich in Sicherheit wähnt, und meint endlich ein gutes Leben führen zu können, findet sie bald heraus, dass die Weißen die ehemaligen Sklaven weiterhin unterdrücken wollen. In einem anderen Staat auf ihrer Fluchtroute ist der Hass viel offener, Cora muss sind Wochenlang vor dem Lynchmob auf einem Dachboden verstecken, bevor ihre Reise weiter gehen kann.

In 12 Kapiteln lernen wir die Geschichten von verschiedenen Personen kennen. In Rückblenden auch von solchen, denen ihre Flucht nicht geglückt ist.
Und doch endet der Roman mit Hoffnung.

Ein Roman, über viele Themen, die heute leider wieder aktuell sind: Rassismus, Flucht, Hass.
Mich hat diese Mischung aus Geschichte und dem Einfallsreichtum des Autors mitgerissen, die distanziert beschrieben Grausamkeiten des Sklavenlebens fand ich schwer erträglich, man zwingt sich jedoch weiterzulesen, da dieses Buch etwas besonders ist. Colson Whitehead ist ein Meisterstück gelungen.
Es erschien bereits 2012 in den USA und wurde preisgekrönt und hochgelobt, ich finde zu Recht.