Rezension

Schonungsloser Bericht

Rückkehr nach Birkenau - Ginette Kolinka

Rückkehr nach Birkenau
von Ginette Kolinka

Bewertet mit 4 Sternen

„Bis jetzt waren wir noch menschliche Wesen. Nun sind wir nichts mehr.“

Ginette Kolinka wird Anfang 1944 von Avignon nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Mit dabei sind ihr Vater, ihr Bruder und ihr Neffe. Doch sie kehrt allein zurück… Die 94-jährige lebt mittlerweile in Paris. Jahrzehnte schwieg sie über das Erlebte. Als für „Schindlers Liste“ die Geschichten von Überlebenden gesucht wurden, beschloss sie das erste Mal, ihre eigenen Erlebnisse zu teilen. Sie fuhr nach Birkenau, um dort zu Schülern über das Leben im KZ zu sprechen. Mit diesem Buch teilt sie ihre Geschichte mit der Nachwelt.

Das kleine Büchlein hat es in sich: etwas zerstückelt und nicht ganz chronologisch teilt Kolinka Erinnerungen aus dem KZ. Schonungslos und ehrlich wird dem Leser die Geschichte nähergebracht. Hunger, Entwürdigung und Misshandlung sind an der Tagesordnung. „Es gibt keine Erläuterungen, keine Bedienungsanleitung, man lernt oder stirbt.“, berichtet die Autorin. Der Schreibstil besteht aus kurzen, prägnanten Sätzen, die dem Leser durch Mark und Bein gehen. Ich finde es schade, dass die Autorin sich so kurzhält, denn ich habe das Gefühl, es gäbe noch viel mehr zu erzählen. Ich bin dankbar, dass sie nach so vielen Jahren doch entschlossen hat, ihre Geschichte zu teilen und finde, jeder sollte dieses Buch lesen.