Rezension

Schräg, Nilowsky eben...

Nilowsky - Torsten Schulz

Nilowsky
von Torsten Schulz

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe das Hörbuch geschenkt bekommen und ich habe ehrlich gesagt absolut keine Ahnung, ob es mir als Buch zum selber lesen genauso gut gefallen hätte wie als Hörbuch, denn die Handlung ist alles andere als normal.

Der 14jährige Markus Bäcker muss seine geliebte Heimat Prenzlauer Berg verlassen und an den Rand von Berlin ziehen, weil seine Eltern neue Jobs haben im dortigen Chemiewerk. Sein neues Zuhause ist eher trostlos, direkt an einem Bahndamm gelegen, wo die Züge nur so dran vorbei rauschen und es liegt ein dauerhafter Stank vom Chemiewerk in der Luft. Nur die "Bahndamm-Eck" Kneipe im Haus sorgt für Abwechslung, denn dort lernt er Nilowsky kennen, der mit Vornamen Reiner heißt. Dieser ist so ganz anders, ein junger Mann, zu dem Markus nur zu gern aufschaut und sich an ihm orientiert. Die beiden werden Freunde, doch diese Freundschaft wird alsbald geprüft, denn Carola, in die sich beide verlieben werden, taucht auf.

Schulz schafft es dem Leser ein trostloses Bild einer Jugend in den Kopf zu pflanzen, die man keinem jungen Menschen, weder heute noch damals, wünschen würde. Die jungen Leute wissen nicht so recht etwas mit sich anzufangen, dann gibt es prügelnde Väter, Alkoholismus, Voodoo Rituale, Ausländerfeindlichkeit und vieles mehr.

Die Sprache ist meistens sehr grob und abstoßend gewählt, was es aber irgendwie zu etwas Besonderem werden lässt, da so die Trostlosigkeit noch deutlicher hervortritt.

Sehr besonders ist der Charakter des Nilowsky, der sich in einer Art Scheinwelt versteckt, um zu verdrängen, dass sein Vater Alkoholiker ist, ihn schlägt und seine Mutter tot ist.

Der Sprecher Sebastian Zimmler bringt die trostlose Grundstimmung mit seiner Art der Erzählweise sehr sehr gut rüber. Oftmals konnte er mich durch seine Interpretation des Buches schmunzeln lassen.

Mir hat das Hörbuch, wenn auch die Handlung sehr abstrus ist, gut gefallen, denn damit konnte ich mir eine sehr lange Wartezeit (7h) am Flughafen äußerst amüsant vertreiben.

Fazit: Das Buch bewegt, ist aber sicherlich nur für einen geringen Kreis von Menschen interessant, daher kann ich es nur bedingt weiterempfehlen. Vielen wird die Handlung einfach zu schräg und abstoßend erscheinen, da man nach dem Lesen/Hören irgendwie sehr bedrückt ist.