Rezension

Schräg, witzig, lehrreich

Schiefe Märchen und schräge Geschichten - Paul Maar

Schiefe Märchen und schräge Geschichten
von Paul Maar

 

Alles ist wandelbar, auch traditionelle Märchen. Altmodisch oder vorhersehbar? Die Fassung, die Paul Maar einigen wohlbekannten Erzählungen hier angedeihen lässt, hält auch für ausgesprochene Märchenkenner einiges an Überraschungen bereit. Denn die Brüder Grimm haben schließlich nicht überliefert, was Frau Holle gerne macht, wenn sie die Betten nicht ausschüttelt und was vor Hänsel und Gretels Besuch am Knusperhaus passierte. Die Müllerstochter beim „Rumpelstilzchen“ ist jetzt eine emanzipierte junge Frau geworden. Mit der Bearbeitung alter Märchen und der Erfindung neuer märchenhafter Geschichten zeigt Maar wieder einmal, dass er ein Meister im Erzählen fantasievoller und witziger Geschichten ist, die sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen beliebt sind. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass sie nicht einfach nur lustig sind, sondern sich ein tieferer Sinn, eine Moral in ihnen versteckt. Augenzwinkernd, nicht allzu offensichtlich, gibt Maar Anstoß zum Nach- und Weiterdenken.

In seiner schönen, gepflegten Sprache, die doch stets kindgerecht bleibt, formuliert er seine Aussagen, spielt mit den Worten und ihrem Sinn und zeigt dabei, dass der Umgang mit Sprache ein echtes Vergnügen sein kann.

Die herrlich farbigen, großzügig angelegten Illustrationen muten kindlich-naiv an. Sie stammen von Panajotis Dalianis, der „in der Welt zu Hause“ ist und bereits „20 845 Bleistifte angespitzt“ hat, wie wir in seiner Kurzbeschreibung erfahren. Seine Bilder spiegeln  den ungetrübten Spaß am Fabulieren wider. Ebenso schräg wie Paul Maars Geschichten sind die Figuren dargestellt, witzige Details beanspruchen die Aufmerksamkeit der kleinen Leser und Zuhörer. Auf harmonische Art ergänzen sich Text und Illustrationen und machen das Buch zu einem Werk, das sicher nicht im Regal verstaubt, sondern des öfteren gelesen wird.