Rezension

Schreckensvision in Bezug auf den besten Freund des Menschen

Mistakes I - Sibylle Meyer

Mistakes I
von Sibylle Meyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als der Tierarzt Dr. Wolski zunehmend apathische Tiere behandeln muss, wird er zunehmend skeptischer. Was ist nur auf einmal mit den Tieren los, dass sie jegliche Lust am Leben und sogar am Fressen verloren haben? Bei seinen Nachforschungen wird ihm schnell das volle Ausmaß bewusst, denn es scheint nicht nur ihm so zu gehen, sondern die Tiere in der ganzen Stadt, in ganz Deutschland, ja sogar auf der ganzen Welt reagieren anders. Ist es ein Virus, welches alle Tiere befallen hat? Die Gründe sind zunächst mehr als unklar, doch als die Tiere aus ihrer Apartheit erwachen und plötzlich Menschen attackieren und sogar töten, eskaliert die Situation. Nicht nur Wildtiere sind plötzlich mehr als aggressiv, nein, auch geliebte Haustiere machen keinen Halt mehr vor den eigenen Besitzern. Ein verzweifelter Kampf um das Überleben der Menschheit beginnt, in dem die Menschen machtlos einer tierischen Übermacht gegenüber stehen.

Sibylle Meyer entführt durch die schrecklichsten Albträume, die einen Tierliebhaber befallen könnten. Verdammt realistisch beschreibt sie die Schrecken, die ein Tier außer Rand und Band anstellen kann und welch grausame Horrorszenarien möglich sind, wenn die Tiere auf einmal feststellen, dass sie alles andere als unter dem Menschen in der Nahrungskette stehen. Der Schreibstil zieht einen direkt in das Geschehen und manch eine Szene spielt sich mehr als bildlich vor dem geistigen Auge ab. Der Bezug zu den Menschen kommt besonders am Anfang jedoch viel zu kurz, da sich die Schreckensmeldungen zu sehr aneinander reihen. Nachdem dann auch dem letzten Leser bewusst ist, welche Grausamkeiten sich derzeit auf der Welt abspielen, kommt ein gewisses Gewicht in die Geschichte und nachdenkliche Fragen werden aufgeworfen. Im zweiten Teil kommt dann zudem endlich der fantastische Aspekt der Geschichte zum Tragen, der vollends überzeugen kann. Tolle Charaktere und neue Idee werden mit viel Fantasie umgesetzt. Und nicht nur zu den Menschen kommt die bis dahin schmerzlich vermisste Nähe auf und das Buch bekommt etwas mehr emotionale Tiefe.

Eine faszinierende Schreckensvision in Bezug auf den besten Freund des Menschen, die an Realismus nicht spart und kein noch so erschütterndes Detail auslässt. Die Botschaft kommt dadurch auf jeden Fall an. Im zweiten Teil macht das Buch dann eine wirklich tolle und kreative Entwicklung in die Fantasy-Richtung, die in mehrerlei Hinsicht überzeugen kann und gespannt auf die Fortsetzung warten lässt.