Rezension

Schreibstil rettet die Geschichte an sich

Wer war Alice
von T. R. Richmond

Bewertet mit 3 Sternen

Fragen wir uns nicht manchmal, wer genau die Person war, die gestorben ist? Was in ihr vorging? Ob sie, wenn es so war, wirklich Selbstmord beging? Im Grunde wissen wir doch eigentlich gar nicht, was in anderen Menschen genau vorgeht, was ihr Beweggründe sind etc. Der alte Professor Cooke will ein "Bild" zeichnen über die tote Alice, die sich scheinbar in die Fluten gestürzt hat. Was er damit alles lostritt, erzählt das Buch...

Alice Salmon wurde gerade mal 25 Jahre alt - dann wurde sie morgens leblos im Fluss gefunden. Eigentlich war sie am Abend davor mit Freunden am feiern. Wie ist das passiert? Hat sie zuviel getrunken, sich gar selbst reingestürzt? Oder hat da jemand nachgeholfen? Die Polizei vermutet, sie sei reingestürzt, da zu besoffen. Es werden überall Vermutungen angestellt, unter Verwandten, Freunden und auch von ihrem ehemaligen Professor Jeremy Cooke. Er ist erschüttert und will ein Buch über sie schreiben. So macht er sich daran, alles über diese rätselhafte Nacht zusammenzutragen und das Rätsel zu lösen, was wirklich passiert ist. Aber was hat er zu verbergen?

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Buch halten soll. Es ist anders, es ist außergewöhnlich - aber richtig packend dann doch nicht. An was es liegt? Ich kann es nicht genau sagen. Die Idee ist spitze, der Lesefluss bricht nicht ab, da sehr gut geschrieben - ich mag die Erzählform, ehrlich. Das hat mich die ganze Zeit mitgerissen. Man merkt hier auch richtig, wenn jemand anders am Zug ist. Der Autor hat hier gut gewechselt im Schreibstil von Person zu Person.

Doch leider sind hier fast alle Personen nicht wirklich dem Leser realitätsnah. Damit will ich sagen, sie sind eigentlich alle irgendwie unsympathisch. Der Professor hat etwas mit einem Pädo gemein und viel Gefühle hat er eigentlich auch nicht, wenn man es genau sieht, die falschen wohl eher. Die beste Freundin ist auch etwas distanziert, der Freund etwas gaga im Kopf und die Mutter so überbemuttert. Vom Vater bekommt man nicht allzu viel mit, der scheint aber ein Bilderbuchvater zu sein und der erste im Buch, der richtig sympathisch erscheint. Alice selbst war eigentlich ein normales Mädel, dass sein Leben auskostet. Depressionen? Haben heutzutage so viele, da fällt das kaum auf. Leider wahr.

Die Idee zu dem Thriller hat mich angesprochen und es hat mich auch unterhalten, der Schreibstil allen voran. Das war es auch, was mich am Buch gehalten hat - ein paar mal habe ich überlegt, es wegzulegen. Dann hat aber doch die Neugier gesiegt und der angenehme Schreibstil. Es ist auch nicht schlecht, nur machen es die Charaktere eben nicht besser.

Weiterempfehlen würde ich es schon, aber nur beding. An Vielleser, die eine Tiefe erwarten, nicht so sehr - eher an welche, die eine spannende, gut geschriebene Geschichte zwischendurch möchten und hierbei nicht ganz so viel Wert auf die Sympathie der Charaktere legen!