Rezension

Schüsse aus dem Nichts

Tödliches Campen. Ostfrieslandkrimi - Elke Nansen

Tödliches Campen. Ostfrieslandkrimi
von Elke Nansen

Bewertet mit 4 Sternen

~~Schon im Prolog wird es geheimnisvoll. Ein Schütze probiert eine ganz spezielle Schusstechnik und ist erst zufrieden, als jeder Schuss perfekt trifft.

Es wird endlich Frühling in Ostfriesland und KHK Faber ist ganz froh, dass es mal ruhiger auf der Dienststelle ist. Das Kommissariat ist unterbesetzt und ständiger Ermittlungsdruck ist auch nicht angenehm. So kann er sich Zeit für Bewerbungsgespräche nehmen und seine Lebensgefährtin und gleichzeitig Mitarbeiterin, KK Waatstedt, bemüht sich um eine Witwe, die nicht an einen Unfalltod ihres Mannes glaubt.

Aber das bleibt nicht lange so ruhig. Ein Lokalpolitiker wird mit pikanten Fotos erpresst und fürchtet um sein Ansehen und dann wird ein Mann in einer Tennishalle erschossen. Das Doppel sollte der entspannte Auftakt eines Geschäftstermins sein. Der Schusswinkel von oben bringt die Beamten zum Verzweifeln, es gibt keinerlei Spuren und Hinweise, die Mitspieler können sich den Anschlag nicht erklären. Das Opfer war kein beliebter Mann, seine Frau und sein Sohn litten unter seinen Gewaltausbrüchen, auch die Geschäftspartner gehen eher auf Distanz und seine Mitgliedschaft in einem Heimatschutzverein hat auch eher einen radikalen Hintergrund.

Wieder ein neuer Fall in der Reihe von Elke Nansen um ihren Ermittler Faber, der sich gut in die Reihe einfügt. Die Protagonisten sind wie gute, alte Bekannte und die Neuzugänge passen sehr gut in die fast familiär agierende Truppe. Von den beiden neuen Kommissarinnen Heiligenstedt und Witthus möchte man gern auch in Zukunft lesen.

Die Autorin hat sich einen rätselhaften Plot ausgedacht, den technikaffine Leser wahrscheinlich schneller entschlüsseln als ihre Ermittler. Sehr gut gefiel mir, wie aktuelle gesellschaftspolitische Bezüge in die Handlung einfließen und den Krimi sehr realistisch erscheinen lassen. Ob es nun die Vorurteile im Polizeiapparat sind oder die Rechtstendenzen in Teilen der Bevölkerung, Faber hat da eine ganz eindeutige Haltung. Dass er mit seinen Ermittlungen dem BKA in die Quere kommt, bringt nochmal richtig Turbulenzen in die Handlung.

Ein Regionalkrimi lebt auch von der Landschaft und ihren Menschen und Ostfriesland darf deshalb auch eine wichtige Rolle übernehmen. Da passen kauzige Nebenfiguren und immer wieder plattdeutsche Einsprengsel. So ist wahrscheinlich die Nebenfigur „Opa Knut“ nicht nur eine meiner liebsten Figuren. Seine plattdeutschen Sprüche machen mir Spaß und oft bringt er als Außenstehender mit viel Lebenserfahrung die verkopften Beamten mit einem Tipp auf die richtige Fährte. Am liebsten würde man selbst gern auf Fabers Spuren durch die Gegend fahren. Trotzdem müsste ich aber nicht alle Straßen aufgeführt haben und auch bei anderen Beschreibungen wirken die vielen ausführlichen Details eher als Füllsel und bremsen manchmal die Handlung.

„Tödliches Campen“ ist ein empfehlenswerter und solide aufgebauter Krimi, genau richtig für Ostfriesland- und Regionalkrimi Fans und eine gelungene Fortführung der Reihe.