Rezension

Schuld, ist ein dehnbarer Begriff

Letzte Worte - Karin Slaughter

Letzte Worte
von Karin Slaughter

Ich bin ein großer Karin Slaughter - Fan. "Belladonna", war mein allererster Thriller überhaupt und der Beginn einer wundervollen Bücherfreundschaft. Noch heute lese ich ihre Bücher gerne und kann es meist kaum erwarten wieder ein Neues von Ihr in den Händen zu halten.

Trotzdem stehen in meinem Bücherregal noch 4 ungelesene Bücher von Karin Slaughter, welche ich aber in nächster Zeit endlich in Angriff nehmen möchte. 

Nachdem ich nun über 2 Jahre nix von ihr gelesen hatte, wollte ich endlich wieder zu Sara Linton und Will Trent. 

Ich entschied mich für "Letzte Worte", da ich der Meinung war es noch nie gelesen zu haben und wurde eines besseren belehrt. Nach ein paar Seiten im Buch merkte ich das mir die Worte bekannt vorkamen und ich das doch irgendwo schon einmal gehört bzw gelesen hatte.

Das Buch war für mich somit ein Re-Read, aber da ich eh noch nie eine Rezension zu einem Buch von Karin Slaughter geschrieben hatte, wollte ich die Chance nutzen. Tja und da sind wir nun. 

Ein regnerischer Tag, eine einsame Stelle an einem See und ein Mädchen, das diesen Orte wählte um einfach in Ruhe nachzudenken. Doch was ist wenn die Gedanken sich drehen, man immer an das selbe denken muss. Und plötzlich erscheint dieser einsame, kalte See als Hoffnungsträger, als Ort in dem man, wenn man sich traute, diese Sorgen verlieren würde. Nur ein Schritt, ein paar Minuten im eiskalten Wasser und es gebe keine Sorgen, keine Probleme mehr.

Schon der Prolog, sorgte dafür, das ich mir die Decke noch fester um den Körper wickelte und schnellstens nach meinem heißen Tee griff. Die Kälte die dieser See aussandt überwältigte mich völlig und das obwohl die Geschichte noch nicht einmal richtig begonnen hatte.

Auch diesmal handelte es sich um einen Thriller, bei welchem man die Arbeit von Detectives begleitete. Wer bereits vorherige Bücher über Grant Country gelesen hatte, war hier übrigens klar im Vorteil. Detectives wie Frank Wallace und Lena Adams spielten diesmal eine große Rolle, aber auch der ehemalige Chief der Beiden, Jeffrey Tolliver, wurde des Öfteren benannt. 

Dieses Mal lag das Hauptaugenmerk nicht nur auf der Jagd nach einem Mörder, sondern auch darauf zu zeigen, wie ein Polizeirevier "nicht" geführt werden sollte. Es war gerade zu erschreckend, nur erlesen zu können wie Korruption und Unterschlagung zum Tagesgeschäft gehörten und man absolut nicht tun konnte. Besonders die Leichtigkeit mit der diese durchgeführt wurden überraschte mich sehr und machte mich zugleich auch wütend. Die Frage, ob es wirklich so einfach wäre, brannte sich förmlich in meine Gedanken. 

Mit jedem Buch der Autorin, lernte ich ihre Arbeiten immer mehr zu schätzen. Der spannende Einstieg in die Geschichte, die immer spektakulären Fälle und die überraschenden und nervenzerreißenden Auflösungen und Enden. Auch diesmal wurde ich ab der ersten Seite gepackt und das obwohl ich dieses Buch bereits schon einmal gelesen hatte.

Dieses Buch würde ich als ein ehr harmloseres Werk einstufen, da ich von der Autorin bereits brutalere Geschichten gewohnt war. Blut, Gewalt und Opfer gab es natürlich, aber in doch viel geringeren Maßen.

Wie schon oben beschrieben, fesselte mich bereits der Prolog an das Buch und sorgte dafür das meine Sinne auf Hochdruck liefen. Auch emotional spielte mir das Buch so einige Streiche und ließ mich mit den Protagonisten trauern oder so richtig wütend werden. Auch wenn ich mich dafür jedes Mal selbst belächle, so schätze ich diese Verliebtheit in Details, welche es mir wieder ermöglichte, mich in die Geschichte hineinzufühlen.

Fehlende Spannung suchte man auch diesmal wieder vergeblich. Zumindest bis zum Ende, welches etwas schnell und unverständlich daher kam. Auch wenn der Fall aufgeklärt wurde, so fühlte ich mich mit dessen Lösung nicht wohl. Die Aufklärung der Missstände im Revier, war da schon etwas befriedigender. 

Da ich nicht gerade ein Freund von neuen Worten bin, war es für mich wieder sehr vorteilhaft, das es im Buch so gut wie keine davon gab. Natürlich ließ es sich nicht immer ausschließen Fachworte zu benutzen, jedoch wurden diese immer sehr gut umschrieben und verständlich gemacht.

Wenn ich den Namen "Karin Slaughter" höre, so erfolgt ein direkter Gedankensprung zu Sara Linton und Will Trent. Auch wenn beide erst in getrennten Staaten ermittelten, so führten ihre Wege sie schon einmal zusammen. 

Beide Charaktere habe ich schätzen gelernt, da sie neben den vielen positiven Merkmalen auch ihre Fehler hatten. Ok Fehler, wäre das falsche Wort, aber Problem würde schon sehr gut passen. 

Sara Linton war für mich immer ein starker Charakter, der sehr viel einstecken konnte, aber auch um so mehr gab. Sie in diesem Buch als gebrochene Frau zu erleben, tat da schon fast etwas weh. Trotz aller Umstände schaffte sie es in diesem Fall wieder ihr bestes zu geben und beeindruckte mit ihren Kenntnissen.

Bei Will Trent überkam mich stets eine Mischung aus Wut und Mitleid. Ich verstand einfach nicht, warum ein erwachsener Mann, welcher auch noch Polizist ist, ein Leben mit einer Schreib- und Lesebehinderung verbrachte und sich nicht einmal dafür einsetzte diese zu beheben. Wenn er jedoch eines konnte, dann einen komplizierten Fall lösen. Dies gelang ihm mit einer Geschicklichkeit, die mich einfach nur beeindruckte. Im Buch wurde viel über den Verlauf seines bisherigen Lebens berichtet, welcher mich dazu brachte, auch schon einmal eine Träne zu vergießen. 

Die Polizisten und Angestellten des Polizeireviers, erlebte ich bereits in anderen Teilen. Hier fielen sie stets positiv auf. In diesem Teil schwenkte dies komplett und die vorher geliebte Truppe, wurde zu einem Hassobjekt, die sich dafür schämen müsste das Wort "Detective" in den Mund zu nehmen. Weshalb es einen solchen Wechsel innerhalb des Reviers gab, möchte ich jedoch jeden einzeln erlesen lassen. 

Auch viele weitere Charaktere wie Sara´s Schwester, ihre Eltern oder auch Einwohner der Stadt hatte ihre Auftritte. Jedoch prägte ich mir anstatt der Namen ihre Charaktere ein, da diese jeder Figur wie auf den Leib geschneidert waren. Allgemein wirkten die Personen und die Orte  so realistisch auf mich, das ich meinte, das dies vielleicht irgendwo genauso passiert war.

Leider hatte das Cover, mit seiner im Buch beschriebenen Story, überhaupt nix zutun. Die Farben schwarz, weiß und rot, assoziiere ich mittlerweile eh mit Thrillern und Krimi´s und konnte mich daher nicht wirklich überraschen.

Eine rote Lotusblüte auf dem Wasser. Was sollte mir das sagen? So richtig etwas anfangen, konnte ich mit diesem Bild nichts. 

 Karin Slaughter bewies mir, das sie auch harmlosere Thriller schreiben und trotzdem ein Höchstmaß an Spannung in jene bauen konnte.
Auch wenn mich das Ende nicht vollends überzeugen konnte, so schaffte es der Rest der Geschichte problemlos.