Rezension

Schuld und Vergebung

Ungeschehen - Tina Seskis

Ungeschehen
von Tina Seskis

Bewertet mit 4 Sternen

Was veranlasst eine Frau (Emily/Cat), die anscheinend alles hat, ihr Leben mit liebendem Ehemann und kleinem Sohn aufzugeben und unter neuer Identität ein komplett neues Leben zu beginnen, in dem Alkohol- und Drogenkonsum bestimmend sind? Erst eine erneute Tragödie zwingt Emily, sich der Vergangenheit zu stellen. Das ist kurz umrissen das Thema dieses Debütromans von Tina Seskis.

 

Die Autorin versteht schon rein formal ihr Handwerk. Sie wählt verschiedene Perspektiven und Zeiten. Es wechseln sich Kapitel, die in der Gegenwart spielen, ab mit Rückblenden auf die Vergangenheit, einsetzend mit der Geburt von Emily und ihrer eineiigen, charakterlich so völlig andersartigen, boshaften und exzentrischen Zwillingsschwester Caroline. Darüber hinaus wird aus den Perspektiven verschiedener eng mit Emily vertrauter Personen erzählt – der ihrer Mutter, ihres Vaters, ihrer Zwillingsschwester, ihres Ehemannes, ihrer neuen besten Freundin. Das meiste jedoch ist aus Emilys eigener Sicht dargestellt. Auf diese Weise erhält der Leser umfassende Informationen über die Ereignisse. Das eigentlich Meisterhafte sehe ich darin, dass schon früh Spannung erzeugt wird und diese bis zum Schluss aufrechterhalten wird, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Dafür sorgen wiederkehrende vage Hinweise auf ein traumatisches Ereignis an einem bestimmten Tag in Emilys Leben, die einem aber bloße Vermutungen ermöglichen (etwa die, ob vielleicht Caroline in die Sache involviert ist). Die Auflösung am Ende nimmt dann eine völlig unerwartete und unvorhersehbare Wendung. Der abschließende Ausblick auf geraume Jahre später ist dann allerdings zu klischeebehaftet, was meinerseits zu einer geringfügigen Abwertung auf vier Sterne führt.

 

Ein absolut lesenswertes Buch, das mögen wird, wem etwa „Ich.darf.nicht.schlafen“ von S.J. Watson gefällt.