Rezension

Schwach: überlange Finale der Details und Wiederholungen

Mortal Instruments 06. City of Heavenly Fire - Cassandra Clare

Mortal Instruments - City of Heavenly Fire
von Cassandra Clare

Für mich eindeutig das schwächste Buch der Reihe, welches furchtbar viele Längen aufweist und insgesamt gesehen doch recht enttäuschend ist.

Inhalt

It's the final countdown: lange wurde daraufhin gearbeitet, nun ist es soweit. Es kommt zum großen Showdown zwischen Sebastian Morgenstern und den Shadowhuntern. Doch Sebastian hat noch ein Ass im Ärmel und gefährliche Verbündete - wie wird der Kampf ausgehen?

Meine ausführlichere Meinung

Kleine Vorwarnung: einmal tief Luft holen und etwas Zeit mitbringen. Wird wahrscheinlich etwas länger. 

Nicht nur ich habe diesem letzten Band der Reihe entgegen gefiebert. Leider kann ich nur sagen, dass mich dieser Band absolut nicht überzeugen konnte.

Gleich mehrere Fragen stellen sich mir:

1.) Liebe Cassandra Clare, denkst du, wir sind alle plötzlich von einer Instant-Amnesie befallen worden, so dass keiner von uns weiß, was in den vorherigen Bänden passiert ist?

Natürlich ist es gut, wenn man noch mal kurz (Stichwort hier: KURZ!) wichtige Dinge in Erinnerung bringt, vor allen Dingen für die Leser, die nicht noch mal den vorherigen Band (oder Bände) lesen wollen und vieles schon vergessen haben. Aber was hier getrieben wurde, ist für mein Verständnis fast schon eine Beleidigung für jeden Leser. (Außer du gehst davon aus, Cassandra, dass die meisten, die Band 6 lesen werden, noch keinen der anderen Bände gelesen haben.) Andererseits würde es die zahlreichen, häufigen Wiederholungen, die oft und immer wieder, also wirklich immer wieder, und damit meine ich wirklich zahlreich, vorkommen, erklären. - Wem übrigens im letzten Satz zu viele Wiederholungen vorkamen, darf sich schon jetzt darauf freuen, dass teilweise ganze Szenen aus früheren Büchern nacherzählt werden.

2.) Hat eigentlich noch mal ein Lektor das Buch in Händen gehabt, bevor es in Druck ging?

Wer das Buch in Händen hält, wird sehen, dass es dick ist. Verdammt dick. Gut, die vorherigen Bände waren auch nicht gerade ein Ausbund der knappen, passenden Worte, aber wenigstens habe ich mich beim Lesen immer gut unterhalten gefühlt.

Das ist bei dem stolze 725 (!) Seiten umfassenden "City of Heavenly Fire" leider nicht der Fall. Es zieht sich. Gewaltig. Es gibt viel zu viele Längen und man hätte das Buch meiner Meinung nach ohne Probleme um mindestens 150 Seiten kürzen können, ohne dass die Handlung leidet, wenn man einfach die zahlreichen ausführlichen Wiederholungen und die teils lächerlich detaillierten Beschreibungen und Vergleiche weglässt, die meist schlicht und einfach nicht nötig sind. Warum muss ich genau wissen, was genau jemand trägt, der zwei Seiten später sowieso stirbt und wo weder die Person noch deren Kleidung etwas zum Verlauf der Geschichte beitragen? Ich verstehe es nicht.

3.) Was ist teilweise mit den Charakteren passiert?

Ich gebe zu, dass ich keine Geschichte in der Spin-Off-Serie namens "Die Bane-Chroniken" gelesen habe und es wahrscheinlich auch nicht tun werde. Von daher kann es gut sein, dass die Entwicklung von Magnus Bane, der ja eigentlich in den vorherigen Bänden immer ein sehr starker, kriegerischer Typ war zu diesem - Entschuldigung - weinerlichen Jammerlappen absolut nicht nachvollziehen kann. Mir ist schon klar, warum es geschah, weil es für die Liebesbeziehung zwischen ihm und Alec "wichtig" ist (das sehe ich persönlich anders, kann es aber von einem total verklärten Bedürfnis nach einem klischeehaften Super-Happy-End wenigstens nachvollziehen), aber an dieser Stelle hätte Frau Clare ruhig mal in die Tiefe gehen sollen, anstatt irgendwelche Gebäude zu beschreiben.

Einen weiteren abrupten Charakterwandel, den ich noch weniger als Magnus verzeihen kann, ist Maia. Von jetzt auf gleich wird Maias Beziehung zu Jordan anders dargestellt als in den Vorbänden. Warum? WARUM? Kann jetzt hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber alles rundherum um Maia (also persönliche Beziehungen, nicht ihre Stellung im Rudel) ist für mich einfach unglaubwürdig, enttäuscht und nervt mich an. 

4.) Wieso passiert erstaunlich wenig?

Die eigentliche Handlung lässt sich in zwei oder drei Sätzen wiedergeben. Aber so furchtbar viel passiert eigentlich nicht. Das große Finale (Sebastian gegen den Rest der Welt) fiel auch erstaunlich unspektakulär aus.

Der Großteil des Buches konzentriert sich auf die diversen Liebesbeziehungen der diversen Charaktere. Es wird viel geredet. Und geredet. Und geknutscht. Und bei Clary und Jace vielleicht sogar endlich mal ein wenig mehr. Klar gibt es ein paar Kämpfe, aber die treten eigentlich in den Hintergrund, was ich ehrlich gesagt für das Finale schon ein wenig schwach finde. Gerade angesichts des Umfangs hatte ich gehofft, noch ein paar spannende Wendungen zu erleben, doch das war nicht der Fall.

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Weitere Eindrücke, dieses Mal versuche ich mich etwas kürzer zu fassen (ist wohl ansteckend):

Es kommen auch Figuren aus der Spinoff-Reihe "Clockwork Angel" vor, jedoch hauptsächlich gegen Schluss. Wer diese Reihe nicht kennt, dürfte sich trotz der Erklärungen etwas hilflos vorkommen, da sie hier keine wirklich tragende Rolle haben und ihnen dennoch viel Platz eingeräumt wird. Außerdem beinhaltet es für mich auch Spoiler der Clockwork-Reihe. Gut, zeitlich ist diese vor den Mortal Instruments angesiedelt, aber es gibt bestimmt einige, die noch nicht den Schluss dieser Serie gelesen haben. (So wie mich zum Beispiel; Band 3 liegt noch ungelesen hier rum. Aber he, jetzt weiß ich ja schon, wie es ausgeht, muss ich eigentlich gar nicht mehr lesen.) 

Es wird die Figur der 12-jährigen Emma Carstairs eingeführt und ihr wird wahnsinnig viel Platz im Buch eingeräumt. Das ist hier eine recht ausführliche Vorbereitung für die nächste (!) Spinoff-Reihe in der Welt der Shadowhunter, "The Dark Artifices", die Frau Clare als Nächstes schreibt und für die ganz am Schluss auch ein kleiner Teaser vorhanden ist. (Mal ehrlich, wie lange will Cassandra Clare ihre Welt noch ausschlachten?)  Meiner Ansicht nach wäre es besser gewesen, wenn Emma nur kurz in Erscheinung getreten wäre und die ganze Vorgeschichte dann als Short Story veröffentlicht wäre. (Und schon wieder eine Möglichkeit, wie man dieses Buch hätte kürzen können!) 

Das Ende war mir dann im Bezug auf den Konflikt zu "einfach", in Bezug auf die diversen Liebesgeschichten zu kitschig, und im Bezug auf die gesamte Reihe zu kurz. Ja, tatsächlich, hier war mir tatsächlich etwas zu kurz! (Ich kann es selbst kaum glauben.) Der Schluss befasst sich für meinen Geschmack zu sehr mit Emma und ihren Freunden und viel zu wenig mit Clary, Jace und Co. Das hinterlässt für mich einen fahlen Nachgeschmack. 

Fazit

Für mich erscheint dieses Buch fast ein wenig lieblos. Natürlich kann ich im Großen und Ganzen mit diesem Band als Abschluss leben, jedoch muss ich sagen, dass Frau Clare am besten - so wie ja ursprünglich geplant - die Mortal Instruments als Trilogie hätte stehen lassen sollen. 

Hauptkritikpunkt sind für mich die unfassbar vielen Längen, die durch zahlreiche Wiederholungen, detailverliebte Beschreibungen (so viele Vergleiche! Schon allein durch Weglassen jedes zweiten Vergleiches könnte man locker 20 Seiten sparen, mindestens.) und - gelinde gesagt - Gelaber zustanden kommen. An nächster Stelle stehen teilweise abrupte Charakterveränderungen, die ich absolut nicht nachvollziehen und teilweise auch nicht verzeihen kann. Und schließlich noch das äußerst schwache Ende, welches zu 80% Vorbereitung auf die nächste Spinoff-Reihe "The Dark Artifices" ist und nur zu 20% den eigentlichen Stars der Mortal-Instruments-Serie eingeräumt wird.

Enttäuschend.

(Ach ja: und was sollte denn das bitte mit Simon am Schluss? Was für einen Sinn hatte das?! Ehrlich.)