Rezension

Schwacher Anfang, starker Schluss

Magisterium - The Iron Trial - Cassandra Clare, Holly Black

Magisterium - The Iron Trial
von Cassandra Clare Holly Black

Bewertet mit 3.5 Sternen

Er ist der einzige Überlebende eines grauenvollen Massakers und er hat von klein auf gelernt, dass Magie etwas Furchterregendes ist.
Doch es gibt etwas, vor dem er noch wesentlich mehr Angst haben sollte.

 

Für jeden anderen ist das Magisterium die beste Schule des Landes, aber Callum Hunt hat von Kindesbeinen an gelernt, Zauberern zu misstrauen. Sein eigener Vater brachte ihm bei, sich vor ihnen in Acht zu nehmen, um nicht manipuliert oder für ihre Zwecke geopfert zu werden, wie es seiner toten Mutter ergangen sei.
Nun soll er von den Magiern lernen, falls er ihren Eignungstest besteht. Und eben das hat er nicht vor. Daher unternimmt er wirklich alles, um durchzufallen und sich dem scheinbar Unvermeidlichen zu widersetzen. Trotzdem wird er überraschenderweise aufgenommen.
Allerdings ahnt er weder, was ihm bevorstehen wird noch welche Geheimnisse man ihm bisher verschwiegen hat. Und dass er sich bald seiner größten Herausforderung stellen muss.

 

 

Die Inhaltsangabe von The Iron Trial hat mich sofort gefesselt, obwohl allein das Cover mich schon stark an Harry Potter erinnerte. Ich finde zwar die Vergleiche mit dem berühmten Zauberlehrling übertrieben, dennoch konnte mich das Buch nicht so mitreißen wie gehofft.
An den Figuren lag das nur zum kleinen Teil. Die drei Hauptpersonen Callum, Tamara und Aaron sind meiner Meinung nach sehr liebevoll dargestellt und haben lediglich aufgrund ihrer Konstellation Ähnlichkeit mit dem goldenen Trio aus Hogwarts.
Am besten hat mir Callums sarkastische Seite gefallen, die er leider hin und wieder einbüßt, die aber trotzdem meistens zu spüren ist. Entgegen so manchem Helden sticht er nicht übermäßig aus der Masse heraus, ist auch keine hochbegabte Berühmtheit, sondern durch sein lahmes Bein eher eingeschränkt. Seine Naivität zu Beginn legt sich zum Glück sehr bald und man kann beobachten, wie er sich immer mehr entwickelt und das, was er von seinem Vater gelernt hat, in Frage stellt. Dabei stehen ihm seine beiden Freunde tatkräftig zur Seite und bestechen durch ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen, die ihnen ihren Charme und ihre Lebendigkeit verleihen.
Leider bleiben mir die übrigen Protagonisten, vor allem die Lehrer bis auf Master Rufus, so blass, dass ich teilweise Probleme hatte, sie voneinander zu unterscheiden. Gerade das hat mich mehr gestört als eventuelle Analogien zu anderen berühmten Zauberern.

 

Der Schreibstil lässt sich wunderbar leicht und locker lesen. Die beiden Autorinnen können wirklich eine Umgebung oder eine Situation so beschreiben, dass man sie richtig bildlich vor Augen hat. Allerdings tun sie das nicht immer, was die Lektüre umso frustrierender macht. Die Idee, das Ganze unterirdisch in einer Art Höhlensystem spielen zu lassen, finde ich genial und ist mal was Neues, das dem Ganzen mehr Düsternis und Mysteriösität verleiht. Doch der Ort wird nicht so ausführlich geschildert, wie ich es gerne gehabt hätte. Anfangs scheint das Leben der Schüler nur aus Unterricht, Schlafen und Essen zu bestehen und da sie bloß in Dreiergruppen meist bei ein- und demselben Lehrer lernen, ist der Blickwinkel stark eingeschränkt. Das sorgte für einige Längen in der Geschichte und trübt die besondere Atmosphäre, die Cassandra Clare und Holly Black aufbauen. Da hätte ich liebend gerne mehr über das Innere des Magisteriums erfahren und nicht nur das Bisschen aus Callums wenigen Alleingängen. Genauso verhält es sich mit den übrigen Hintergründen, die lediglich in kurzen Berichten der Teenager enthüllt werden, die mehr über die magische Welt wissen. Gut, ich muss zugeben, zu Ende hin wird klar, weshalb das eine oder andere verschwiegen wurde. Aber es hätte der Handlung wahrscheinlich mehr Glaubhaftigkeit und Stimmigkeit verliehen, falls es vorher erwähnt worden wäre.
Eigentlich wäre für mich der Roman aus diesem Grund eher unterer Durchschnitt gewesen. Und dann las ich den Schluss, der eine wirklich überraschende und vielversprechende Wendung bereithält. Deswegen werde ich auch den zweiten Teil kaufen, um zu sehen, ob die beiden Schriftstellerinnen etwas Tolles aus dieser grandiosen Ausgangslage machen.

 

 

The Iron Trial ist ein mäßiger Einstieg in Cassandra Clares und Holly Blacks Reihe rund um das Magisterium. Die drei lebendig gestalteten Hauptfiguren, der flüssige Schreibstil, das innovative Umfeld für eine Zaubererschule und vor allem das vielversprechende Ende konnten mich wunderbar unterhalten und sind mir positiv im Gedächtnis geblieben.
Dagegen haben mich die blassen Nebencharaktere, die Längen besonders zu Anfang und in der Mitte des Romans und die fehlenden Hintergründe nicht wirklich begeistert.
Leser, die Geschichten rund um jugendliche Magier lieben und Helden mögen, die sich trotz ihrer Handicaps und ihrer Durchschnittlichkeit zu beweisen wissen, sollten sich von der vermeintlichen Ähnlichkeit zu Harry Potter nicht abschrecken lassen. Denn diese ist lediglich in Ansätzen vorhanden.