Rezension

Schwacher Roman trotz interessanter Geschichte

Spiel der Zeit
von Jeffrey Archer

Bewertet mit 2 Sternen

Harry Clifton wächst in ärmlichen Verhältnissen in der Nähe des Hafens von Bristol auf. Sein Vater verstarb früh und um seinen Tod ranken sich Geheimnisse, seine Mutter arbeitet als Kellnerin um die kleine Familie über Wasser zu halten und sein Zimmer muss er sich mit seinem mürrischen Onkel Stan teilen. Sein Leben nimmt eine ungeahnte Wendung als er ein Stipendium für eine Eliteschule erhält und dort auf den Jungen Giles Barrington trifft. Dieser ist Erbe einer großen Schifffahrtdynastie und freundet sich schnell mit dem Hafenjungen Harry an. Schließlich lernt Harry Emma kennen, Giles Schwester und die Beiden verlieben sich. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, scheint das Schicksal ihrer Familien miteinander verbunden zu sein…

„Das Spiel der Zeit“ hat mich vom ersten Moment an durch seine Geschichte interessiert. Auch wenn ich mir die Verknüpfung der beiden Familien bereits sehr früh gedacht habe, hatte der Roman großes Potenzial ein wirklich spannendes Buch zu werden. Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.

Der Roman spielt kurz vor dem zweiten Weltkrieg und die Darstellung der damaligen Zeit ist dem Autor sehr gut gelungen. Auch die Charaktere sind gut überlegt und wirken sehr authentisch. Insbesondere die „reichen“ Barringtons entsprechen dem, was ich mir unter der „Oberschicht“ zu dieser Zeit vorgestellt habe. Doch so spannend die Story klingt und so gut die Charaktere konstruiert sind, kommt der Roman nur langsam in Fahrt.

Man erfährt zunächst aus Harrys Sicht von seiner Schulzeit und den ersten Treffen mit Giles Barrington und den anderen Jungen auf der Eliteschule, auf der er durch seine einfache Herkunft hervorsticht. Was mich allerdings an den Schilderungen sehr gestört hat ist, dass der Erzählstil nicht einheitlich ist. Teilweise werden Kapitel von einem auktorialen Erzähler erzählt, dann wieder aus der Ich-Perspektive. Auch Einschübe wie „…was Harry zu dieser Zeit noch nicht wusste…“, haben mir persönlich einfach nicht gefallen, da mir als Leser vorausgegriffen wird.

Neben den wechselnden Perspektiven im Erzählstil werden weiterhin auch die Perspektiven der Protagonisten gewechselt. Einerseits hat es mir gut gefallen, dass die Geschichte nicht nur aus der Sicht von Harry, sondern auch aus beispielsweise der seiner Mutter erzählt wurde, andererseits wurde die Geschichte dadurch künstlich in die Länge gezogen. Zwar erlangt man einiges an Hintergrundwissen und Motiven der Charaktere, allerdings hat es für mich den Roman häufig nur unnötig verlängert.

Ich habe mir insgesamt mehr Internatsgeschichte erhofft, mehr Spannung über das Geheimnis um Harrys Vater und die Liebe zwischen Emma und Harry. All diese Aspekte sind meiner Meinung nach viel zu kurz gekommen, während andere Hintergrundinformationen zu sehr vertieft wurden. Die ersten dreihundert Seiten handeln lediglich von Harrys Kindheit und seinem Werdegang, die wirkliche Story, die auf dem Klappentext vorgestellt wird kommt dann erst in Fahrt und auch dann gibt es kaum Spannung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Roman hinter meinen Erwartungen geblieben ist. Die wirklich spannend klingende Geschichte kommt nur langsam in Fahrt und besticht auch dann nicht gerade durch interessante Wendungen oder unvorhersehbare Momente. Insgesamt ein eher durchschnittlicher Roman. 

Kommentare

Pittchen meinte am 31. Oktober 2015 um 08:54

Das ist auch meine Meinung. Jetzt bin ich froh, dass ich nicht die einzige Leserin bin, die dieses Buch aus mehreren Gründen kritisch sieht. Danke für deine Rezension!

DeklePasa kommentierte am 09. März 2016 um 20:14

Ich arbeite auch gerade an der Rezension zu diesem Buch und freue mich, mit meiner meinung nicht allein zu sein ;)