Rezension

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Schwächelnde Protagonistin mit fehlender Entscheidungshilfe sucht Prinz fürs Leben

Selection - Die Elite - Kiera Cass

Selection - Die Elite
von Kiera Cass

Bewertet mit 3 Sternen

"Ich schwieg, völlig überwältigt, wie immer, wenn er die geheimsten Winkel meines Herzens berührte. Irgendwo tief in mir drin machte ich mir aber auch Sorgen, wie leicht ich seinen Worten Glauben schenkte." (S. 202)

Inhalt:

Von den ursprünglich 35 Mädchen, die um die Krone Illeás und Prinz Maxons Herz gekämpft haben, sind nur noch sechs übrig. Auch America hat sich bisher wacker geschlagen und wird sogar als Favoritin genannt. Doch es hängen dunkle Wolken über dem Königspalast - eines der Mädchen scheint plötzlich andersweitig beschäftigt, Celeste ist hinterhältig wie immer und dann steht auch noch ein wichtiger Empfang bevor. Ob America bei all dem weiterhin einen kühlen Kopf bewahren kann? Und dann ist da noch die Frage, wem ihr Herz wirklich gehört - Maxon oder Aspen, Aspen oder Maxon...?

Meine Meinung:

Nachdem meine Rezension zu Band 1 eigentlich gut ausfiel, hatte ich mir vom 2. Band noch mehr versprochen, doch leider hat mir das Buch da einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Aber zuerst einmal zum Cover: Wie schon das vom ersten Band ist auch dieses wieder einfach nur ein absoluter Blickfang. America in einem tiefroten, strahlendem Abendkleid, umgeben von Spiegeln. Wer da nicht zuschlagen will muss... ein Junge sein, oder schon den Inhalt kennen ;)

Die Story knüpft nahtlos an den ersten Band an und schon nach wenigen Seiten war ich wieder in Illeá mit all seinen Bewohnern - den guten und den schlechten. Doch schon zu Beginn kristallisierte sich meine schlimmste Befürchtung heraus: America ist NOCH weniger entscheidungsfreudig als in Band 1. Maxon ist ein guter Freund, aber er liebt mich - aber da ist dann noch Aspen, dem ich alles verzeihe - Ups, jetzt bin ich doch glatt eifersüchtig auf die anderen Mädels und will doch Maxons Herz erobern - Aspen wird aber immer für mich da sein... Und genau so geht es dann das  ganze Buch weiter. Ein bisschen kann ich ja verstehen, dass sie unentschlossen ist, aber sich dann aller zwei Kapitel einem anderen zuzuwenden ist selbst für mich zu viel. Zudem kommt sie recht kindisch rüber, wie ein Kind, dem der Lolly geklaut wurde. Für eine Protagonistin ist sie ziemlich schwach. Ich muss sagen: Das hat dem Buch sehr viel an Glaubwürdigkeit und von der Freude am Lesen geraubt. Auch die Angriffe der Rebellen sind nach wie vor etwas "lachhaft". Warum verstecken sich immer alle, anstatt mal mit ihnen zu reden beziehungsweise öffentlich etwas dazu zu sagen? I don't get it. Allerdings sind America und Co. jetzt zumindest auf einer heißen Spur, was die Motive der Rebellen angeht: Die Tagebücher Gregory Illeás. Was es damit auf sich hat, wird aber erst im dritten Band der Serie geklärt - hoffentlich.

Aber das Buch hatte auch seine guten Stellen: So finde ich die Sidestory, die um Marlee gesponnen wird, sehr toll. Andeutungen, was passieren könnte, gab es ja schon genug vorher. Auch finde ich es gut, dass nicht alle Fragen bisher beantwortet, sondern für Band 3 aufgehoben wurden. Ob Americas Vater noch eine große Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Darauf bin ich wirklich gespannt.

Auch der Schreibstil weiß zu gefallen. Trotz des einfachen Satzbaus und vergleichsweise wenigen detaillierten Beschreibungen kommt er nicht zu simpel rüber. Genau richtig für junge Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren.

Da ich Studentin der Translation bin, habe ich mir auch die englische Originalausgabe besorgt und die letzten Seiten mit der deutschen verglichen. Dabei bin ich auf ein paar Fehler gestoßen, die ich schon fast als schlimm erachten würde: Zum Einen hat ein ganzer Satz gefehlt im Deutschen und zum Anderen wurde am Ende plötzlich im Singular gesprochen obwohl die Rede vom Plural war (es ging um die Zofen von America). Ob noch mehr Fehler vorhanden sind weiß ich nicht, aber diese zwei sind mir allein auf den letzten drei Seiten aufgefallen. Zeitdruck?

Fazit:

Der zweite Band der Selection-Trilogie, Elite von Kiera Cass, schließt nahtlos an den ersten an - auch was das Hin- und Her zwischen Maxon und Aspen angeht. Americas weinerliche Einstellung nervt und auch die lachhaften Angriffe der Rebellen werden langsam öde. Mir fehlt es an Innovation und Spannung! Und auch America, als Protagonistin, wirkt gerade eher wie ein kleines unentschiedenes Kind. Trotzdem möchte ich gern wissen, wie die Geschichte ausgeht und wer noch eine größere Rolle spielen wird! Es wird wohl kein Weg um Band 3 herumführen...