Rezension

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Schwächer als der erste Band

Die Magie der Lüge - Nicole Gozdek

Die Magie der Lüge
von Nicole Gozdek

Bewertet mit 2.5 Sternen

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band "Die Magie der Namen".

Anderta Passario nutzt ihre Wahrheitsmagie, um zusammen mit ihrem Lebensgefährten Londurs Menschen zu bestehlen und zu betrügen. Eines Morgens wacht sie auf und alles ist anders: Kinder leben bei ihren Eltern und kennen bereits ihren wahren Namen - anstatt in Schulen als Nummern großgezogen zu werden. Was ist geschehen und warum erinnert sich außer ihr niemand mehr daran, wie es eigentlich war? Und auch ihr persönliches Leben wird auf einmal völlig auf den Kopf gestellt...

Erneut entführt Nicole Gozdek den Leser in ihre fantastische Welt voller Namensmagie. Trotz der neuen Hauptfigur gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit Tirasan und Rustan aus dem ersten Band. Anderta selbst ist mir leider nicht hundertprozentig sympathisch geworden. Ihre Wut über die Änderung der Wirklichkeit ist zwar einerseits verständlich, andererseits wirkt sie spätestens ab der Hälfte des Buches übertrieben und man weiß als Leser schnell, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Diese Vorhersehbarkeit hat meine Lesefreude etwas getrübt, auch wenn mich der Schreibstil der Autorin wieder fesseln konnte.

Gemeinsam mit den Protagonisten begibt man sich - wie bereits im Vorgängerband - auf eine Reise durch diese Welt, lernt viele Charaktere und Orte kennen und kann sich gut in die geschilderten Situationen hineinversetzen. Teilweise wirkten die einzelnen Stationen allerdings auch etwas überflüssig und wie reine Seitenfüller. Da werden Figuren gefangen genommen ohne dass mehr passiert, nur um kurz darauf befreit zu werden und ihren ursprünglichen Weg fortzusetzen.

Außer Anderta bleiben die Figuren leider relativ blass, was ich vor allem bei Sanjan schade fand. Er hätte das Potential zum Lieblingscharakter gehabt, allerdings lernt man ihn dafür nicht gut genug kennen. Auch die Entwicklung der Beziehung zwischen Tirasan und Rustan wirkt konstruiert und unglaubwürdig, was vor allem daran liegt, dass Tir im ersten Band schon fast homophob wirkte und sich nun reumütig um 180 Grad gedreht hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Die Magie der Lüge" eine nur mittelmäßige Fortsetzung darstellt. Die interessante Welt und der Schreibstil der Autorin machen das Buch lesenswert. Leider können dieses Mal die Handlung und die Charaktere nicht ganz mithalten. Trotzdem habe ich die Geschichte gerne weiter verfolgt. Man sollte den ersten Teil vorher lesen, um die Zusammenhänge zu verstehen.