Rezension

Schwammig

Männer sterben bei uns nicht -

Männer sterben bei uns nicht
von Annika Reich

Bewertet mit 2.5 Sternen

Luise wächst auf dem weitläufigen Anwesen ihrer reichen Großmutter auf und ist der unbestritten Liebling der Matriarchin. Auch scheint sie die einzige zu sein, die sich dort wirklich wohlfühlt. Ihre Mutter, obwohl selbst bildhübsch, passte noch nie in die Welt der Reichen und Schönen. Luises Tante und Cousine hat der Hang zum Perfektionismus der auf dem Abwesen herrscht schon in die Stadt vertrieben und ihre Schwester Leni wurde ins Internat ausgelagert. Als nun die Großmutter stirbt, treffen all diese Frauen bei der Beerdigung aufeinander und alte Animositäten und Rivalitäten brechen wieder auf.

Mir hat besonders die Stimmung zu Beginn des Romans gefallen: Ein heißer Sommer, Luises Kindheit, eine Familie die offenbar viel Geld hat aber diverse Probleme totschweigt, eine Selbstmörderin im See. Vielversprechend. Doch leider konnte der Roman für mich die zu Beginn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

Ich habe letztlich nicht verstanden, was nun das Problem dieser Familie war. Warum war Luises Großmutter so herrisch und in der Verteilung ihrer Gunst so selektiv? Was war mit den Männern beziehungsweise wo waren sie denn nun? Warum redet niemand in dieser Familie offen miteinander? Und was soll der Aufhänger mit den toten Frauen im See, wenn diese nicht mehr als eine makabere aber folgenlose Kindheitserinnerung Luises waren?!

Auch die fehlende Entwickling der Figuren, die ich schon in Reichs Vorgängerroman "34 Meter über dem Meer" kritisiert habe, hat mich hier wieder gestört. Jede bleibt, wie sie war. Selbst Luise ist von dem Mädchen vom Beginn nicht weit entfernt. Und das obwohl weit mehr als 10 Jahre vergangen sind! Ohne Entwicklung und mit spärlichen, meist unkonkreten Einblicken in die Vergangenheit wirkte die Geschichte belanglos.

Gut fand ich allerdings die Beschreibung der Diskrepanz von Erinnerung. Wie Luise sich beispielsweise an Dinge aus ihrer Kindheit anders erinnert als ihre Mutter oder ihre Cousine. Oder wie sie selbst bemerkt, dass die eine oder andere ihrer Erinnerungen so nicht ganz stimmen kann, obwohl sie sich der Dinge so sicher war.

"Männer sterben bei uns nicht" hat mich trotz guter Ansätze und wunderbarer Aufmachung letztendlich nicht erreicht. Zu starr und zu schwammig war mir die Geschichte. Etwas mehr Substanz, mehr Handlung und weniger Andeutungen hätten dem Roman gut getan. So war es recht enttäuschend.