Rezension

Schwarze Seele auf weißem Schnee

Frostgrab -

Frostgrab
von Allie Reynolds

Bewertet mit 5 Sternen

Was ein fröhliches Wiedersehen mit der alten Clique werden sollte, entwickelt sich für eine Gruppe Snowboarder zum Albtraum. In einer verlassenen Berghütte kommen nach und nach Geheimnisse ans Licht, die vielleicht besser niemals ausgegraben worden wären. Wer hat Saskia getötet? Oder ist sie vielleicht gar nicht tot? Und wer hat die Clique überhaupt zu diesem Wiedersehen eingeladen?

Die Geschichte von Milla und ihren Freunden hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Sie wird sowohl in der Gegenwart, als auch 10 Jahre in der Vergangenheit erzählt, als die Tragödie ihren Lauf nahm. Ich mag Geschichten, die in verschiedenen Zeiten spielen. Meist habe ich dann eine Zeit (Gegenwart o. Vergangenheit), die ich lieber lese als die andere. Das war hier gar nicht der Fall. Mich konnte jedes einzelne Kapitel überzeugen und beide Zeiten fand ich unglaublich spannend. So erfuhr der Leser nach und nach, was sich damals zugetragen hat und konnte daraus Schlüsse über das „Heute“ ziehen… oder eben auch nicht, denn die Autorin versteht es, geschickt Spuren in alle Richtungen zu verteilen.

Trotzdem muss ich gestehen, dass ich von Anfang an wusste, was es mit den Geschehnissen in der Gegenwart auf sich hat. Das hat dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan, denn die ganze Zeit über war ich gespannt, was genau in der Vergangenheit passierte, wie es dazu kommen konnte und ob ich auch wirklich Recht behalten sollte mit meinem Verdacht.

Kam die Geschichte anfangs etwas langsam in Fahrt, konnte ich das Buch zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen. Je länger das Buch wurde, desto mehr stieg der Spannungsbogen an. Der Schreibstil der Autorin ist einfach fesselnd und die Charaktere sind toll ausgearbeitet. Man konnte förmlich spüren, wie sich jede einzelne Figur gefühlt hat und es war, als ob man jeden aus der Clique gut kennt. Man hat mit den Protagonisten gelitten und gefeiert. Auch Milla, die teilweise fast schon eine Antiheldin war, war mir total sympathisch. Einfach, weil sie sich selbst immer treu geblieben ist, Selbstreflexion kein Fremdwort für sie war und sie um ihre Fehler wusste. Ich mochte, dass die Protagonisten hier nicht nur in „gut“ und „böse“ eingeteilt wurden, sondern viele verschiedene Facetten aufwiesen. So, wie es nun mal im richtigen Leben auch ist.

Wie schon erwähnt, hätte anfangs noch ein bisschen mehr passieren dürfen, aber gelangweilt habe ich mich nie! Es fing mit subtilem Psychothrill an, der sich mehr und mehr steigerte und mir letztlich sogar den ein oder anderen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Originaltitel „Shiver“ ist also sehr passend gewählt. Die Autorin versteht es, mit wenigen Worten sehr viel Effekt zu erzeugen.

Schon lange war ich von einem Buch nicht mehr so sehr in den Bann gezogen, wie von „Frostgrab“. Ich war von vorne bis hinten begeistert und fand die Entwicklung der Story absolut überzeugend.

Für mich ein kleiner Geheimtipp – und jetzt heißt es wohl warten auf das nächste Buch von Allie Reynolds, das ich definitiv auch lesen werde!