Rezension

Schwarzhumorige Weihnachtsanthologie zum Fest der Liebe

Hol Oma von der Bowle weg! -

Hol Oma von der Bowle weg!
von

Bewertet mit 4 Sternen

Alle Jahre wieder rückt zu Weihnachten die bucklige Verwandtschaft an, was für reichlich Turbulenzen sorgt und manchmal nur mit Kirschlikörchen oder ein paar Bechern Bowle zu überstehen ist. Dazu noch die problematische Geschenksuche im Vorfeld für diese "Lieben", da bleibt die Freude oft auf der Strecke. Halt, eine Geschenkidee hätte ich schon, wie wäre es mit diesem Buch?

"Das Schmücken des Baumes hatte Pauls Vater übernommen. Grundprinzip: Solange noch Grün an den Zweigen zu sehen ist, kann noch was drauf." Zitat Seite 205 aus "Das Ende der echten Kerzen- Lea Streisand"
 

In "Frohe Abreise" gibt Markus Lesweng Reisetipps für Weihnachtsmuffel, andere Geschichten erzählen von Weihnachtsnomaden und es geht an den Nordpol.

In diesem Buch werden viele Themen angeschnitten, schöne, böse, hoffnungsvolle und auch streitlustige Themen, wie das eben bei so Familienzusammenkünften der Fall ist. Da gibt es nie wieder echte Kerzen, weil aufgedrehte Kleinkinder schnell mal für Flammenwirbel sorgen, da wird die CO2-Bilanz der Nordmanntanne diskutiert und bei einem vorweihnachtlichen Treffen wird eine Freundin mal eben durch einen vorbeirasenden Zug regelrecht entsorgt. Andere hungern extra vor dem Fest, damit die kalorienhaltige Ernährung der Feiertage nicht zu sehr auf der Waage zu sehen ist, und dann kommt alles ganz anders und ein zusätzlicher Gast sorgt für Verdruss und Hungergefühle.

Es wird sehr schwarzhumorig, sehr böse und besonders der dunkle Part der menschlicher Psyche wird hier beschrieben.

Aufgrund der breit aufgestellten Autorenschaft ist eine bunte Mischung an Geschichten vorhanden, nicht alles trifft meinen Humor oder spricht mich sofort an. Manches ist langatmig, anderes macht mich auch nachdenklich und der Großteil hat mich gut unterhalten. Die Geschichten stimmen auf das Fest ein, denn es geht vielen so, mit der Anmeldung der Verwandten haben einige Familien schon im Vorfeld ihre bösen Vorahnungen.

Neben all den quirligen und streitlustigen Weihnachtsgeschichten fehlt mir hier ein wenig die romantische Seite eines Weihnachtsfestes, mit Lametta und Kinderlachen, Geschenken und Weihnachtsfreude.

Allerdings macht dieses Buch sozusagen als Anschauungsmaterial mal deutlich, dass auch in anderen Familien zum Fest nicht immer Eitelsonnenschein herrscht. Man muss sich halt arrangieren, dann kann man über die Macken der Verwandschaft auch mal schmunzeln statt sich darüber aufzuregen.

Eine unterhaltsame und schwarzhumorige Weihnachtsanthologie, die für Lesemomente der besonderen Art in der Vorweihnachtszeit sorgt.