Rezension

schwedischer Meister des Cliffhangers

Minus 18 Grad - Stefan Ahnhem

Minus 18 Grad
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist so vollgepackt mit Spannung, dass man nur allzu gern bereit ist, ihm sämtliche Mängel zu verzeihen.

Ein ebenso intelligenter wie skrupelloser Täter verlangt dem schwedischen Kriminalkommissar Fabian Risk und dessen Team alles ab. Kaltblütig stiehlt er seinem Opfer zunächst die Identität, um es dann zu beseitigen und sich selbst in die neue Rolle zu begeben. 

Stefan Ahnhems dritter Fall um das Ermittlerteam in Helsingborg ist großartig ausgeklügelt, detailliert erarbeitet und mit viel Leben und Zeitgeist versetzt.

Der Schreibstil ist nicht brillant, bleibt besonders in den Dialogen manchmal etwas flach, kann aber mühelos in die Geschichte hineinziehen und fesseln. Die beachtliche Anzahl an Personen, die in den ersten Kapiteln auftauchen, bilden allerdings besonders für diejenigen, die die Vorgänger nicht kennen, eine echte Herausforderung. 

Mehrere Handlungsstränge verlaufen weitgehend parallel und sind mehr oder minder eng miteinander verwoben. Häufig enden die Abschnitte mit Cliffhangern. Private Probleme sind vielleicht etwas zu großzügig mit eingeflochten, verhelfen ihren Trägern aber zu Tiefe. 

Neben dem eigentlichen Kriminalfall geht es um das sehr aktuelle Thema von Gewalt, die gefilmt und in öffentlichen Medien verbreitet wird. Ganz sicher ist es richtig und legitim, das literarisch zu verarbeiten. Das Ausmaß der geschilderten Grausamkeiten erreicht oder übersteigt dabei allerdings sicher so manche Schmerzgrenze.

Zum Leidwesen des Lesers führen etliche der Handlungsfäden über dieses Buch hinaus und werden ausgelagert ins nächste, oder - wer weiß - ins übernächste. Man kann sich vorstellen, dass, um die folgenden Bände zu genießen, neu erworbenes Wissen von Vorteil ist. Deshalb ist es wirklich sinnvoll, die Reihe in der Chronologie der Handlungen zu lesen und zu hoffen, dass der Autor sich in seinen weiteren Werken an eine Zeitleiste hält. 

Das alles klingt nach einer gewaltigen Mängelliste und lässt die vergebenen fünf Sterne wie einen Irrtum dastehen. Aber nein. Sie sind kein Irrtum. Sie sind einfach der Tatsache geschuldet, dass es erlaubt sein sollte, bei einem Kriminalroman das Hauptaugenmerk auf die Komponente Spannung zu legen. 

Und an Spannung ist dieses Buch wohl nur schwer zu überbieten. Hier wird Spannung geliefert von der ersten bis zur letzten Seite und das Kunststück vollbracht, dem Buch genau aus diesem Grund alles zu verzeihen.