Rezension

Schweigen ist silber, Reden ist Tod

Erebos 2 - Ursula Poznanski

Erebos 2
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 3 Sternen

Erebos 2

Nick glaubt nicht richtig zu sehen, als er nach 10 Jahren wieder das altbekannte rote E auf seinem Smartphone aufleuchten sieht – Erebos ist zurück. Das Spiel hat ganz neue Methoden, um zu bekommen was es will, aber auch Nick ist kein bereitwilliger Spieler mehr...

Der 16 jährige Derek hingegen glaubt an einen Scherz seiner kleinen Schwester, als sich Erebos von alleine auf seinem Handy installiert. Er hält es für ein cooles Rollenspiel, das er testen darf, bis ihm der Ernst der Lage bitter vor Augen gestellt wird: Ein Mädchen an seiner Schule verschwindet auf einmal spurlos. Auf wen hat es Erebos dieses Mal abgesehen?

 

Meine Meinung

Erebos 1 war seiner Zeit eines meiner absoluten Lieblingsbücher und hat mich auf den Geschmack von Ursula Poznanski gebracht. Jahre später bin ich zwar kein Fan von jedem ihrer Bücher, aber die Autorin weiß eindeutig Spannung aufzubauen und zu halten – etwas, das auch bei Erebos 2 deutlich nicht zu kurz kommt.

Im zweiten Band rund um das süchtigmachende Spiel Erebos (ich hätte es liebend gerne selbst einmal ausprobiert), treffen wir auf viele altbekannte und neue Charaktere, die unwissend im Spiel miteinander agieren müssen – keine Freiwilligkeit dieses Mal. Auch wenn der erste Band schon einige Jahre zurückliegt, findet man sich als Leser in dem Gewirr der Namen recht gut zurecht – nur Neuleser sollten sich vielleicht zwei Mal überlegen, ob sie nicht doch mit dem ersten Band beginnen wollen. Sehr schön, hat sich Poznanski vor allem die Einteilung der Kapitel überlegt: Als Leser des ersten Bandes hat man ein wunderbares Rückkehr-Gefühl und es kommt ein wenig Nostalgie auf, als man Nick wieder begegnet – gleichzeitig kann man mit Derek das Spiel aber noch einmal ganz neu entdecken. Das war wirklich toll!

Nick hat sich als Charakter in den letzten 10 Jahren nur wenig weiterentwickelt, steht dem Spiel aber deutlich anders gegenüber. Wie zu erwarten ist er geschockt von dem Wiederauftauchen und versucht häufig zu rebellieren. Dass das Spiel keinen Ungehorsam zulässt, muss er allerdings schnell merken, denn Erebos hat ganz andere Methoden als früher. Man merkt, wie Poznanski sich mit den Möglichkeiten der modernen Technologie auseinandergesetzt hat, manchmal in sogar sehr erschreckendem Ausmaß – Erebos ist jetzt nicht mehr nur auf dem Computer, sondern auch auf vielen anderen technischen Geräten und hängt nicht mehr nur von den Augen und Ohren der anderen Spieler ab. Meiner Meinung nach hätte es allerdings sogar noch ein wenig weiter gehen können – es gab noch einige Möglichkeiten, die mir einfielen, um die Überwachung perfekt zu machen. Schade, dass sie nicht vollkommen ausgeschöpft worden, dann wäre Erebos noch bedrohlicher geworden.

Derek hingegen ist ein typischer 16 Jähriger, der eindeutig das Zielpublikum ansprechen soll. Seine Wutprobleme, die allerdings mit der Zeit im Buch untergehen, wären sehr interessant gewesen, ansonsten gibt es wenig über ihn zu erzählen. Er war eine gute Figur in diesem Roman, aber erinnerungswürdig ist etwas anderes.

Erebos als Spiel hat mich insgesamt doch leider am meisten enttäuscht. Die Sehnsucht es zu spielen ist in diesem Band leider gar nicht mehr aufgekommen, da das Spiel offenbar nur hintergründig genutzt wurde, um ein paar Hinweise auf des Rätsels Lösung einzubauen und damit es mit den Spielern kommunizieren kann. Meiner Meinung nach wäre das Spiel gar nicht nötig gewesen, wenn man Bedrohungen und Belohnungen nur mithilfe von Textnachrichten verschickt hätte – das hätte im Übrigen auch einige Probleme des Spiels gelöst. Wer also den gleichen Sog in das Spiel erwartet, wie in Band eins, wird wie ich ein wenig enttäuscht werden.

Die Handlung daneben war, wie gesagt, sehr spannend und es machte eindeutig Spaß, die Hinweise zu sammeln, aber die Lösung des Rätsels – die ich hier natürlich nicht nennen werde – hat mich ein wenig enttäuscht. Wie Nick und Derek auf die Lösung gekommen sein sollen, frage ich mich sowieso, allerdings wirkte auf mich alles ein wenig... schal und konstruiert. Nichts im Vergleich zum ersten Band, was den Nervenkitzel des Showdowns betrifft. In meinen Augen hätte man alles noch intensivieren und gefährlicher machen können – am Ende war es einfach nicht genug, um einen zweiten Erebos-Band zu rechtfertigen.

 

Fazit

Erebos 2 ist ein sehr spannender Roman, der der Zielgruppe sicher sehr gut gefallen wird. Für mich kommt er zwar eindeutig nicht an den ersten Band heran, da mir sowohl das Spiel selbst als auch die Gefährlichkeit zu kurz kommen, aber lesen kann man es allemal. Ob es nötig war sei dahin gestellt und ein dritter Band wäre gänzlich ineffektiv, aber bis hierhin kann man mit Band zwei ganz zufrieden sein.