Rezension

Schweres Thema leicht erzählt

Wir von der anderen Seite - Anika Decker

Wir von der anderen Seite
von Anika Decker

Bewertet mit 4 Sternen

"Wir von der anderen Seite" erzählt vom Krankenhaus- und Reha-Aufhalt einer 35jährigen Frau, deren lästiger Nierenstein zu einer Blutvergiftung mit multiplem Organversagen führte bis sie letztendlich ins Koma versetzt wurde. Nun muss sie sich auf den schmerzhaften Weg zurück zu einem normalen Leben machen. Dabei kann sie anfangs noch nicht mal einen Löffel halten...

Obwohl das Buch mehr ein 'Bericht' als ein Roman ist, so fand ich es extrem lesenswert. Trotz der Schwere des Themas hat Anita Decker, ihres Zeichens Drehbuchautorin für Komödien, einen leichten Ton gefunden (gespickt mit etwas schwarzem Humor) - ohne dass sie irgendetwas verharmlost oder übertrieben witzig darstellt! Aber es liest sich einfach super, und man fühlt mit Rahel auf jedem ihrer Schritte mit.

Das ist wohl auch deshalb so, weil ich beim Lesen immer im Hinterkopf hatte, dass die Autorin ihre eigenen Erfahrungen niedergeschrieben hat. Wobei man nicht weiß, wo sie sich dichterische Freiheiten genommen hat und wo etwas genau so passiert ist. Eine schreckliche und erschreckende Erfahrung ist es ganz bestimmt gewesen. Zum Glück hat sie eine so tolle Familie an ihrer Seite, die hatte ich sofort ins Herz geschlossen! Über ihre Tätigkeit als Drehbuchautorin, so ein bisschen "Hinter den Kulissen", hätte ich zu gerne noch mehr erfahren. Dafür hätte ich den ganzen Beziehungskram, der im letzten Drittel des Buches im Mittelpunkt steht, nicht in diesem Umfang gebraucht. Den Anfang, wo es allein um Rahel und ihre Genesung ging, fand ich deutlich interessanter. Aber es gehört wohl alles zum Prozess, den unsere Protagonistin durchlaufen ist, dazu.

"Lacht laut und heult leise!" - diesen 'Tipp' (oder ist es vielmehr eine Aufforderung?) von Bora Dagtekins Testemonial zu diesem Buch kann ich zu 100% weitergeben.