Rezension

Schwierig

Axolotl Roadkill
von Helene Hegemann

Bewertet mit 3 Sternen

Als ich die letzten Seiten las und den Buchdeckel schließlich zuklappte, wusste ich erst mal gar nicht wie ich dieses Buch bewerten soll. Es hat mich ziemlich abgeschreckt und auch angeekelt, aber auch fasziniert. Ich habe das Gefühl, dass Helene Hegemann versuchte zu provozieren. Ähnlich wie es Charlotte Roche mir ihrem Roman Feuchtgebiete versucht hat. Allerdings bin ich der Meinung, dass es Helene Hegemann mit dem Provozieren besser gelungen ist als Charlotte Roche. Auch wenn beide Romane sich irgendwie ähneln, sind sie dennoch grundverschieden. 

Mifty ist depressiv und hat eindeutig auch das Borderline Syndrom. Sie versucht ihre Depression in Drogen zu "ertränken". So gibt es einige Trips, die für den Leser sehr verwirrend sind. Und ich war auch auf den ersten 50 Seiten einfach nur verwirrt. Nach einer Weile konnte ich mich allerdings gut in die Story, der Protagonistin und den Schreibstil einfinden. So kam es auch, dass ich Mifty sogar mochte. Ich konnte der Protagonistin Mitgefühl und auch Verständnis entgegenbringen, auch wenn ich Drogen nicht befürworte. Aber das tut auch nichts zur Sache. Mifty ist wirklich psychisch krank und das ist bestimmt nicht jedermanns Sache.

Der Schreibstil ist auch zunächst bizarr und verwirrend. Auf der einen Seite hören sich die Sätze unglaublich intelligent an und auf der anderen Seite werden diese mit einer sehr vulgären Sprache gespickt. Viele Ausdrücke sind sehr heftig. Aber ich muss gestehen, dass ich stellenweise richtig amüsiert war und auch mehr als nur schmunzeln musste. Einige Formulierungen fand ich auch richtig genial und treffend.

Man kommt beim Rezensieren von AXOLOTL Roadkill nicht drum rum ohne auf den Plagiatsvorwurf einzugehen. Ehrlich gesagt habe ich mich nicht so genau darüber informiert. In meiner Ausgabe gibt es einen Nachweis, wo alle zitierten Stellen mit Quellen versehen sind. Vermutlich wurden die wohl nachträglich hinzugefügt. Man sieht da auf einen Blick, wie oft da zitiert wird und das ist nicht ohne. Desweiteren hatte ich aber auch den Eindruck, dass Helene Hegemann selbst auf die geklauten Stellen hinweist. Es gibt da eine entsprechende Stelle im Buch, deren Wortlaut ich leider nicht mehr so genau weiß. Jedenfalls ging es in einem Dialog darum, dass jemand fragt ob der Gefragte sich das alles selbst ausgedacht hat. Antwort: "Nö, das hab ich von irgendso einem Blogger..." Dass das nicht ausreicht ist klar. Allerdings frage ich mich, was sich Helene Hegemann dabei gedacht hat. Irgendwas wird es wohl schon sein, ich glaube nicht dass die junge Schriftstellerin dumm ist. Trotzdem, dumm gelaufen, würde ich mal sagen.

Insgesamt fand ich den Roman AXOLOTL Roadkill auf seine Weise sehr verstörend, aber es berührte mich auch irgendwo. Es ist definitiv kein Mainstreambuch, aber das war auch nie das Ziel der Autorin. Wenn ich mir so die anderen Rezensionen so durchlese, glaube ich, dass Hegemann ihr Ziel erreicht hat.