Rezension

Schwierig? – Liebenswert!

Rattentalk oder wie ich Freunde fand
von Gunda Wallbaum

Bewertet mit 4 Sternen

»Tag 2: Habe alles versucht, war sogar ganz nett zu ihr. Na gut, nicht wirklich nett, aber sie lebt zumindest noch.«

Dumpy hat keinen Familienzuwachs gewollt. Zumindest keinen, der ebenfalls ein Hund ist. Und diese kleine „Ratte“ ist einfach nur häßlich, stinkt und – was das Schlimmste von allem ist – „Mama und Papa“ lieben sie, wollen sie behalten und Dumpy soll mit der „Ratte“ sein Heim teilen…

 

Dumpy hatte es nicht leicht. Sein Dasein begann als Straßenhund auf Mallorca, täglicher Überlebenskampf inclusive. Irgendwann wurde er eingefangen und hatte – nach fast drei Jahren „Tierknast“ – endlich mal Glück: Er fand ein richtiges Zuhause, wurde adoptiert. Aber sein Sozialverhalten anderen Hunden gegenüber ist nach vielen absolvierten Straßenkämpfen nicht das Beste, am liebsten ist er mit seinen Menschen allein. Die kleine Hündin, mit der er nun zusammenleben soll, empfindet er schlicht als Bedrohung – und muss doch lernen, sie zu akzeptieren. Kein leichtes Unterfangen, an dem er den Leser mit Hilfe seines „Tagebuchs“ teilnehmen lässt.

 

Dieses Tagebuch liest sich sehr leicht und flott. Man bleibt gerne dran, da sich reichlich Stoff zum Schmunzeln bietet. Was in Dumpy vor sich geht, merkt man sofort und da auch die kleine „Ratte“, die eigentlich ein Ratero namens Pinky ist, liebenswert erscheint, freut man sich über die kleinen, schrittweisen Annäherungen zwischen den beiden, die man beim Weiterlesen verfolgen kann…

»Tag 9: Hab dann doch noch ein wenig mit ihr gespielt, anstandshalber. DAS kann die Kleine wirklich. … Waren beide voll erschöpft, nur aus DIESEM Grund bin ich neben ihr eingeschlafen.«

 

Wie es ausgeht, verrät im Grunde schon der Titel des Buchs. Details will ich trotzdem nicht verraten, die mag jeder Tierfreund selber nachlesen. Zur Kernaussage möchte ich die Autorin zitieren, die in der Danksagung schreibt:

»Mit diesem Tagebuch, geschrieben aus Dumpys Sicht, möchte ich zeigen, dass jeder eine Chance verdient hat und eine Sozialisierung möglich ist.«

Ich finde, das ist ihr gut gelungen! Zwischen den Einträgen, die angefangen vom Fressen und Schlafen, über Spielen, Spaziergänge und Tierarztbesuche alle Dinge betreffen, die ein Hundeleben ausmachen, finden sich viele sehr schöne Zeichnungen, die zum jeweiligen Text passen und mal anschaulich, mal lustig und nicht selten zum Dahinschmelzen süß sind.

 

Kleiner Kritikpunkt von meiner Seite: Ein paar Stellen fand ich einfach zu übertrieben. Natürlich kann ein Hund nicht schreiben, weder Tagebuch noch sonst etwas, aber mit der Vorstellung eines täglich aus seinem Leben erzählenden Tiers kann ich leben – man hat ja schließlich Phantasie und weiß, worum es geht. Wenn allerdings noch „eins draufgesetzt wird“, indem man den Hund seine Mails checken und beantworten lässt und wenn er vom „Ballermann“ berichtet, dann stört mich das einfach. Ich möchte schließlich noch das Gefühl haben, es mit ganz normalen Tieren zu tun zu haben und diese Stellen mindern den Gesamteindruck.

 

Das Buch verweist auch auf die deutschsprachige Homepage des Hundehilfe-Vereins „Ajucan.org“ auf Mallorca. Dort gibt es viele Infos und wer in irgendeiner Weise helfen möchte, erfährt, wie vielfältig die Möglichkeiten dazu sind.

 

Fazit: Liebenswertes und lustiges Büchlein für Hundefreunde.

 

»Gewidmet allen Tieren,
die misshandelt oder ausgestoßen wurden,
sowie allen Menschen,
die ihnen eine Chance geben
und sich derer annehmen.«