Rezension

Schwierig zu lesendes Buch über den Kampf einer jungen Frau um ihre Unabhängigkeit

Milchmann - Anna Burns

Milchmann
von Anna Burns

Bewertet mit 2 Sternen

Manchen gefällt es, für mich eine Quälerei, dieser Gedankenstrom einer jungen Frau auf dem Hintergrund des nordirischen Konflikts

Viel Rosarot im Sonnenuntergang des Covers, viel Lob im Klappentext: 'witzig, schräg' und mit etlichen Preisen versehen. Das Cover hat tatsächlich seine Berechtigung, weil es zu zwei Szenen im Buch gut passt.

Witzig oder lustig konnte ich nichts finden, aber die Geschmäcker sind verschieden. Für mich war es eine Qual zu lesen, dieser nicht enden wollende, sich oft im Kreis drehende Bewusstseinsstrom (stream of consciousness), diese teilweise absurden, geradezu kafkaesken Vorkommnisse, die vielen Abschweifungen, die Bandwurmsätze. Handlung gab es wenig – muss auch nicht sein – aber irgendetwas sollte ein Buch dem Leser bieten. Dieses konnte mich nicht erreichen und mir nichts mitgeben. Ich habe nicht verstanden, was die Autorin damit sagen will. Vielleicht wollte sie auch überhaupt nichts sagen, sondern ihr Schreiben ist ein therapeutisches, eine Verarbeitung eines schrecklichen, manchmal ausweglos erscheinenden Lebens.

Es geht um eine junge Frau, die von einem viel älteren Mann verfolgt wird oder gestalkt - wie man heute sagt. Es ist nicht gleich klar, ob es sexuelle oder politische Motive sind, die ihn antreiben. Leider hat die junge Erzählerin keinen Rückhalt, keinen, dem sie sich anvertrauen kann und das auf dem Hintergrund einer gewaltbereiten Gesellschaft, wo Mord und Totschlag und Autobomben an der Tagesordnung sind, im Nordirland der siebziger Jahre.

Eine große Rolle spielt das Verhalten von Frauen, ihre Solidarität oder eben Nicht-Solidarität und die Rolle der Frau überhaupt in einer von Gewalt geprägten Gesellschaft. Mag der Ansatz auch stark in diese Richtung weisen, ich konnte darin keine Botschaft und keinen Anreiz zum Nachdenken über Feminismus erkennen.

Ich kann dieses Buch nicht weiter empfehlen, muss allerdings der Fairness halber sagen, dass es polarisiert, das heißt, es gibt durchaus Leser, die dem Buch etwas abgewinnen können und deren Rezensionen man sich eventuell angucken sollte.