Rezension

Schwierige Geschichte

In meinem Himmel - Alice Sebold

In meinem Himmel
von Alice Sebold

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als ich das Hörbuch in die Hände bekam, hatte ich keine Ahnung, um was es in der Geschichte ging. Ich hatte weder den Film gesehen noch den Klappentext des Buches irgendwo gelesen. Schnell war klar, dass der Titel "in meinem Himmel" nicht sinnbildlich gemeint sein sollte, es also nicht um das "wegträumen" einer Protagonistin ging, sondern Susie innerhalb kürzester Zeit sterben sollte.

Ich war gespannt, wie sich Alice Sebold den Himmel vorstellte, ob und wen Susie dort alles wiedertrifft und ob ihr Mörder gefasst wird.
Susie begann ihre Familie und Freunde zu beobachten. Das Buch berichtet, nachdem Susie ermordet wurde, mehr von deren Schicksalen als von Susie selbst. Ihre Gefühle und Empfindungen werden zwar in manchen Passagen erwähnt, da sie schließlich die Ich-Erzählerin der Geschichte ist. Allerdings konzentrierte sich Alice Sebold mehr auf Susies Umfeld zu dem auch zwangsläufig ihr Mörder gehört.

Bevor ich zu der Erklärung komme, warum das Buch nur die Hälfte der Punkte bekommen hat, möchte ich erst einmal erzählen, was mir an dem Hörbuch gefallen hat: Richtig schön fand ich die Charaktere. Da die Geschichte aus Susies Sicht erzählt wurde, bekamen wir hautnah mit, wie ihre Geschwister und Freunde erwachsen werden und wie ihre Eltern mit dem Tod ihrer Tochter umgingen. Die Entwicklung innerhalb des Buches fand ich einerseits sehr spannend, andererseits war sie an manchen Stellen etwas zu schnell und unlogisch für mich.

Durch die "lange" Geschichte, konnte ich mich sehr gut in die Charaktere hineinversetzen und richtig mitschwingen.
"In meinem Himmel" war mein zweites Hörbuch, dass von Anna Thalbach gelesen wurde. Auch diesen Charakteren gab sie ihr ganz eigenes Gesicht und an keiner Stelle bekam ich das Gefühl bei "Astas Tagebuch" gelandet zu sein.

Nicht gut verknüpft fand ich die Handlungsstränge der Geschichte. Anfangs fand ich die verschiedenen Geschichten rund um Susies Freunde und Familie interessant. Irgendwann begann ich mich aber zu fragen, ob darauf noch etwas aufgebaut wird, oder ob sich das Buch mit der Frage beschäftigt, wie mit einem Schicksalsschlag umgegangen werden kann, was natürlich kein einfaches Thema ist. An vielen Stellen wäre aber mehr Spielraum für mehrere Handlungsstränge gewesen, die einfach nicht eingeleitet wurden. Das sorgte für meine Irritation.

Susies "Besuche" bei ihrem Mörder verwirrten mich eher. Für mich war nicht klar zu erkennen, ob es zur Geschichte gehörte, dass er noch gefasst werden soll. Daher hatte ich Mühe, wenn ihm die Passagen gewidmet wurden, weil ich nicht wusste, was ich mit dem Wissen über ihn anfangen sollte.

Auch wurde mir in der Geschichte zu wenig über "Susies Himmel", ihre Gefühle und Empfindungen berichtet. Ich hatte eigentlich mit einer ähnlichen Geschichte, wie bei "Anderswo" gerechnet. Dort hatte die Protagonistin zwar auch Probleme ihre Familie loszulassen, kam aber schileßlich im "Anderswo" an und begann dort Freunde zu finden. Hingegen beschäftigt sich "In meinem Himmel" nur mit der Verarbeitung des Schicksalsschlag. Ich hätte der deutschen Übersetzung daher einen anderen Namen gegeben.