Rezension

Schwieriger Art, dennoch überraschendes Ende

Träume der Finsternis - Annika Dick

Träume der Finsternis
von Annika Dick

Bewertet mit 4 Sternen

Dagny und Dhelia sind Zwillingsschwestern. Doch unterschiedlicher könnten sie kaum sein. Nicht nur, dass sie sich äußerlich unterscheiden, sondern auch in ihrem Wesen. Sie sind wie Tag und Nacht oder wie Licht und Schatten. Denn das sind die Elemente, die sie verkörpern, um die Welt im Gleichgewicht zu halten. Sie sind unzertrennlich. Bis Mo auftaucht. Ein traumwandelnder Dämon, der eine starke Verbindung zu Dhelia aufbaut. Von diesem Zeitpunkt an beginnt das Verhältnis zwischen den beiden zu bröckeln. Erst Recht, seitdem die Prophezeiung im Raum steht.

Den Grundgedanken hinter dem Plot finde ich besonders gut. Dieses ganze Drumherum, was Annika Dick sich ausgedacht hat, mit den unterschiedlichen Welten, die durch die Zwillinge eben im Gleichgewicht gehalten werden sollen. Die Wesen, die diese Welten bewohnen mit ihren außergewöhnlichen Namen. Da muss ich gestehen, dass es für mich ein wenig schwer gefallen ist, diese ganzen Bezeichnungen im Lesefluss noch richtig zuzuordnen und manchmal erst nach überlegen oder zurückblättern wusste, was bzw. wer jetzt genau gemeint ist. Das hat etwas gestört, denn nicht immer gibt es noch eine erklärende Aussage dazu. Allerdings konnte mich die Geschichte auch zu Anfang nicht ganz packen. Was diesen Effekt zusätzlich noch verstärkt hat. Ich hatte einen etwas schweren Start, was sich zum Ende hin, wo Fahrt in die Geschichte kommt, glücklicherweise geändert hat.

Erzählt wird aus der Sicht einer der beiden Schwestern in der Ich-Form. Was ich immer sehr angenehm finde, da ich mich mehr mit dem Charakter identifizieren kann. Ansonsten hat Annika Dick einen schönen und flüssigen Schreibstil, der einem die Szenerie schön näher bringt. Gerade die Emotionen, die die Protagonisten durchlaufen, kamen für mich sehr authentisch geschrieben rüber. Was mir besonders bei Dhelia aufgefallen ist.

Dhelia ist nämlich der ruhigere Part der beiden Schwestern. Introvertiert und gerne für sich selbst, ohne sich dabei alleine zu fühlen, während Dagny das blühende Leben ist und immer Menschen um sich herum braucht. Dagny war mir anfangs ein wenig fremd. Ich konnte nicht so richtig zu ihr durchdringen, was sich aber zum Ende des Buches wandelt. Durch ihre Sorge um ihre Schwester schafft sie es, doch noch in mein Herz zu krabbeln. Dhelia hingegen hatte direkt einen guten Start bei mir, ebenso Alex, der beste Freund der beiden. Er ist, bevor Mo in Dhelias Lebens tritt, ihr einziger fester Bestandteil ihres sozialen Umfeldes, abgesehen von ihrer Familie.

Mo bleibt ein wenig undurchsichtig, was ihn nicht gänzlich unsympathisch macht. Zwar gibt es Gründe, warum er plötzlich in Dhelias und somit auch Dagnys Leben auftaucht, aber viel erfährt man nicht von ihm. Alles in allem hat A. Dick tolle Protagonisten geschaffen, die die Geschichte ergänzen.

Das Cover ist besonders schön gestaltet. Es zeigt Dhelia und Dagny. Wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, weiß man, dass das Cover nicht einfach so ausgewählt wurde, sondern zudem einen sehr engen Bezug zu der Geschichte hat. Was mir persönlich sehr gefällt. Mehr als Cover, die nur hübsch aussehen, aber nicht mal ansatzweise etwas mit der Geschichte hinter dem Buch zu tun haben.

Alles in allem ist „Träume der Finsternis“ ein gutes Buch, was mich anfänglich nicht so ganz packen konnte, aber mit einem überraschenden Ende aufwartet. Es ist relativ offen gehalten, so dass durchaus weitere Teil der Serie möglich sind. Dennoch schließt es in sich ab und man wird nicht mit einem Cliffhanger zurück gelassen.