Rezension

Schwieriger Einstieg, aber dann war ich drin.

Wut - Heidi Kastner

Wut
von Heidi Kastner

Mut zur Wut! Inhalt laut Verlagshomepage: „Darf Wut sein? Ja, sie soll sogar. In unserer Gesellschaft ist Wut, diese heftige Gefühlsregung, geächtet und negativ bewertet. Sehr zum Schaden für ein gelingendes Zusammenleben. Denn wer dieses Gefühl immer im Zaum hält, schafft sich andere Ventile: Zynismus, der beleidigt und entwertet; psychosomatische Erkrankungen; chronisches Gekränktsein; oder der lange zurückgehaltene Wutstau entlädt sich in einem fatalen Affektdelikt. Heidi Kastner weiß als Gerichtspsychiaterin nur zu genau, wohin Wut führen kann, wenn sie nicht ins Alltagsleben integriert ist. Anhand von Fallbeispielen und Rückgriffen auf Psychologie und Geschichte zeigt sie, wie sich die Spielregeln im Umgang mit Wut im Lauf der Zeit geändert haben und in welch engem Korsett der Gefühlsäußerungen wir heute leben. Das Buch ist ein Plädoyer für die Geradlinigkeit des Ausdrucks und die Anerkennung der eigenen Emotionen – der „guten“ wie der „bösen“. Denn, so schrieb schon der französische Philosoph Montaigne: „Alle offen zutage tretenden Laster sind weniger schlimm; am gefährlichsten werden sie, wenn sie sich unter dem Mantel seelischer Gesundheit verstecken.“ Wie wahr!“

Meine Eindrücke:

Es war sehr schwer in das Buch hineinzufinden, da sich einige Sätze anfangs über bis zu 13 Zeilen erstrecken.

Ich habe ewig gebraucht um festzustellen worum es der Autorin letzten Endes geht.

Ich habe, warum auch immer, ein Sachbuch mit Hilfestellung für den persönlichen Umgang mit schwierigen Menschen erwartet.

Aber tatsächlich ist dieses Werk genau das was der Buchtitel sagt: Ein Plädoyer.
Quasi ein philosophisches und analytisches Werk über die Wut. Es klärt auf, woher die Wut kommt, wie sie sich unverarbeitet in der Seele manifestiert und, dass die so aufgestauten Emotionen Menschen zu Straftätern werden lässt, oder auf mannigfaltige Weise in ihrem eigenen Leben negativ beeinflusst.

Es ist gerade deshalb ein Plädoyer für ein verpöntes Gefühl, weil die Autorin uns mitteilen will, dass man die Wut „herauslassen“ soll.

Wut darf in unserer Gesellschaft nicht mehr als unfein abgestempelt und unter den Teppich der allgemeingültigen guten Etikette gekehrt werden.

Man soll ein Ventil finden, das Gespräch suchen, Wut auf- und verarbeiten, die eigene Wut annehmen, bzw. überhaupt erkennen und als solche akzeptieren. Warum? Damit sie nicht unter der Oberfläche simmert und irgendwann wie ein Vulkan aus einem herausschießt und zerstörerisch für einen selbst und andere wirkt.

Anhand von Fallbeispielen verdeutlicht die Gerichtspsychiaterin Kastner, wie lange die Wut (ob der Wütende sie nun als Wut klassifizieren kann oder nicht) im Verborgenen bleiben kann ohne herauszubrechen. Aber irgendwann ist in jedem dieser Fallbeispiele das Ende der emotionalen Fahnenstange erreicht, und die Wut bahnt sich ihren Weg. Ob es zur Straftat kommt, oder zu psychosomatischen körperlichen Erscheinungen, oder schlichtweg Verbitterung und Zorn auf die Welt, ist in den einzelnen Kapiteln gesondert aufgearbeitet.

Fazit:

Nachdem ich im letzten Drittel einen Zugang zur Autorin gefunden habe, und den Anfang des Buches unter diesem Aspekt noch einmal gelesen habe, finde ich das Buch sehr gut.

Bei diesem Buch sollte man dringend am Ball bleiben, dann versteht man auch irgendwann die grundlegende Aussage hinter diesem Buch.

Ich hoffe, dass ich diese Aussage mit meiner Rezension ein wenig verdeutlichen konnte.

Der Holprige Anfang und verschachtelte Sprachstil des Anfangs geben zwar einen Punkt Abzug, aber ich habe mich mit dem Buch angefreundet und empfehle auch, sich die Autorin einmal genauer anzuschauen. Sie scheint eine sehr interessante Persönlichkeit zu sein.