Rezension

Schwieriges Buch !

Das Mädchen mit dem Haifischherz - Jenni Fagan

Das Mädchen mit dem Haifischherz
von Jenni Fagan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Laut der Kurzbeschreibung klang dieses Buch nach einem typischen Teenager-in-der-Problemphase-Buch. Vielleicht ein kleines bisschen krasser, denn in einer Anstalt landet ja nicht jeder. Allerdings hat es mich überrascht, überrumpelt und auch etwas angeekelt. Anais ist junge 15 Jahre und hat schon über 40 Straftaten begangen. Für einen normalen Durchschnittsbürger ist das schwer nachzuvollziehen und echt schwere Kost. Und so ging es 320 Seiten weiter. Anais kam in diese Anstalt, nachdem sie angeblich eine Polizistin ins Koma geprügelt hatte. Eine weitere Straftat würde für sie die geschlossene Anstalt bedeuten. Davor hat sie allerdings große Angst.

Anais ist .. schwer zu beschreiben. In einem Moment wirkt sie unheimlich fremd, gleichgültig und macht einfach, was sie will. In anderen Momenten denkt sie über die Welt nach, dass sie niemals Kindern etwas antun würde und es unverantwortlich findet, aber auch über Gott und über Schicksal. Dennoch, und für mich irgendwie aus unerfindlichen Gründen, geht sie manchmal aus dem Internat und lässt sich ganz leicht provozieren und schlägt zu. Im nächsten Moment weiß sie gar nicht mehr, was und wieso sie das gemacht hat. Anais soll an einer Identitätsstörung leiden und würde das Verhalten erklären, allerdings wirkt es verstörend und manchmal nicht nachvollziehbar. Man fragt sich, was in diesem Kopf vorgeht. Das verrät Anais uns ja auch viele Male, aber ich muss zugeben, dass ich das manchmal gar nicht hatte wissen wollen. Oft hatte ich zu schlucken, ein flaues Gefühl im Magen oder vor Ekel die Nase gerümpft.

In der Anstalt sind noch einige andere Mädchen und Jungen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen im Panoptikum sind. Sie wirken, wie Anais, aber in nicht ganz so ausgeprägter Weise, manchmal einfach nur wie gestörte Gören, im nächsten Moment wie kleine Kinder, die vor'm TV sitzen. 

Die Sprach- und Schreibweisen der Protagonisten sind schwierig. Man kann es nicht flüssig lesen, weil es einfach ziemlich verkorkste Sätze und Gedanken sind. Die Teenager unterhalten sich in selten freundlichen Tönen und Worten miteinander, sodass man sich gerne Harmonie und Geselligkeit wünscht. Man weiß auch nie so richtig, wo die Geschichte hingeht und hinführt. Mal folgt ein Ausflug, mal ein Spaziergang, aber wo soll es enden. Das habe ich mich oft gefragt.

Wenn man das alles so liest, fragt man sich vielleicht, ob man dieses Buch denn echt lesen will. Ich muss sagen, dass man sich schon auf etwas Schwieriges einlassen muss und es nicht in einem Rutsch oder mal nebenbei durchlesen kann und sollte. Dennoch soll dieses Buch vielleicht ja auch gar nicht schön und blümchenhaft sein, sondern das Leben von nicht geliebten Kindern und solchen, die viele schlimme Dinge erlebt haben, verbildlichen und dem Durchschnittsbürger näher bringen.

Fazit                                                                                                                                                                           

"Das Mädchen mit dem Haifischherz" ist definitiv keine leichte Kost. Schwierige Protagonisten mit noch absurderen Gedanken und gestörten Gefühlswelten werden von Frau Fagan in ebenso schonungslos nackter Schreibweise auf's Papier gebracht. Ich weiß trotzdem nicht ganz, ob es mir gefällt, aber es bleibt mir auf jeden Fall in Erinnerung und das schafft nicht jedes Buch. Deswegen 3,5/5 Punkte.

Kommentare

lord-byron kommentierte am 20. März 2014 um 11:54

Das wäre genau das richtige Buch für mich und steht schon auf meiner Wunschliste.

Liss kommentierte am 20. März 2014 um 16:03

Hehe, das hört man gerne. Wünsche dir ein aufregendes Leseerlebnis, wenn es soweit ist. :)