Rezension

Schwieriges Thema

Feindliche Übernahme - Thilo Sarrazin

Feindliche Übernahme
von Thilo Sarrazin

Bewertet mit 3 Sternen

Legt die Finger in empfindliche Stellen der Gesellschaft

Thilo Sarrazin und sein Verlag haben ein Talent für provokante Titel und mediale Aufmerksamkeit.   Das war auch der Grund warum ich mich für dieses Buch entschieden habe.  Ich wollte wissen, was schreibt Thilo Sarrazin den wirklich.

Das Buch ist in 5 Kapitel unterteilt:
I. Die Religion des Islam    - Hier  geht er auf die islamischen Glaubensrichtungen und einige Koranstellen ein 
II. Die islamische Staatenwelt von Arabien bis Indonesien - Hier beschreibt er historische Entwicklungen in der islamischen Welt. Das fand ich ganz interessant
III. Problemzonen islamischer Gesellschaften - Hier nimmt die Stellung der Frau  einen großen Raum des Kapitels ein.  Die Unterdrückung der Frau und die Verschleierung sieht er als politischen Akt
IV. Die Muslime in den Gesellschaften des Abendlandes -  In diesem Kapitel geht es viel um Demographie, Bildung, Arbeitswelt, Kriminalität..
V. Was man tun muss -   Welche Probleme sieht er gesellschaftlich auf uns zukommen und was kann bzw. sollte die Politik verändern. 

Dieses Buch enthält einige Aussagen, die man nicht leugnen kann. Muslimische Familien sind im Durchschnitt kinderreicher, die Familie hat einen hohen Stellenwert und die Rolle der Frau entspricht nicht unserem emanzipierten Weltbild.   Das  könnte durchaus die Gesellschaft verändern. 

Was mich gestört hat, waren die Beschreibungen der arabischen / afrikanischen Heimatländer mit überwiegend muslimischer Bevölkerung.  Ich finde nicht, dass die aktuellen Zustände Vor-Ort ausschließlich der konservativen Islamauslegung geschuldet sind.  Afghanistan, Irak, Syrien sind z.B. Länder die durch westliche Intervention überhaupt erst destabilisiert wurden.  

Herr Sarrazin hat einige liberale  und kritische Islamwissenschaftler zitiert von denen ich Mouhanad Khorchide sehr interessant finde. Von ihm werde ich mir ein Buch besorgen.

Für mich hätte das Buch gut 100 Seiten kürzer sein dürfen, weil sich einiges mehrmals wiederholt.  

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch manche Schwachstellen der Gesellschaft aufdeckt und im besten Fall für eine breite Diskussion sorgt.   Leider erstickt die political correctness  kritische Äußerungen im Keim.