Rezension

Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht - Jessica Keener

Schwimmen in der Nacht
von Jessica Keener

„Liebe war etwas, das sich in einen Raum im zweiten Stockwerk zurückzog…“

So erlebt die 16jährige Sarah Kunitz ihre Mutter, zart und liebenswert, aber distanziert.

Sehr lebendig und anschaulich beschreibt die Autorin Jessica Keener das Leben einer „upper middleclass“ Familie in den 70er Jahren. Sie schildert den Alltag und besondere Ereignisse aus Sarahs Sicht, bis hin zu dem tragischen Tod der Mutter, den Sarah und ihre Geschwister verwinden müssen, ohne viel Unterstützung von Seiten des Vaters zu erfahren. Sarah sucht in der schwierigen Phase des Erwachsenwerdens Anerkennung und Liebe bei Mitschülern, macht ihre ersten Erfahrungen mit Jungen, fühlt sich aber mit ihren Problemen allein gelassen. Doch sie liebt die Musik und findet Trost und Erfüllung im Gesang. Hier hat sie die Möglichkeit sich auszudrücken und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

 

Musik als Mittel für Vergessen und Trost zieht sich durch den gesamten Roman. „ Harmony and understanding … golden living dreams of vision!“  -  danach sehnen sich Sarah und ihre Generation.

Keener versteht es wunderbar, den Leser in die Stimmung jener Zeit zu versetzen. In einem schönen, poetischen Schreibstil fängt sie die Atmosphäre der 70er Jahre ein und schildert authentisch auf der einen Seite Konservatismus und Autorität, auf der anderen die (beginnende) Auflehnung der Jugend gegen die einengende Lebensweise. Einfühlsam erzählt sie von Sarahs schmerzhafter Entwicklung zur jungen Frau und ihrer Erkenntnis, dass ihr Leben stets aus einem „Davor und Danach“ besteht.

 

Es gibt sicher viele Szenen in dem Buch, die den Leser berühren und Erinnerungen an die eigene Jugend wachrufen. Sarahs Schicksal und ihre Art, damit umzugehen, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.