Rezension

Schwunglose Liebesgeschichte

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Auswahl" von Ally Condie ist mir durch das außergewöhnlich schön gestaltete Cover direkt ins Auge gefallen und auch der Klappentext sowie im Allgemeinen ziemlich gute Bewertungen, haben mich auf ein wirklich überdurchschnittlich gutes Jugendbuch hoffen lassen. Leider wurde die Hoffnung nicht vollständig erfüllt...

Zum Inhalt: Die 17-jährige Cassia lebt in einer Gesellschaft aus völliger Gleichheit und Fremdbestimmung. Alles, von der Art und der Menge der Nahrung, über die Freizeitaktivitäten und Berufswahl bis hin zur Partnerwahl wird von der "Gesellschaft", repräsentiert durch die Funktionäre, vorgeschrieben. Auch für Cassia ist es Zeit, ihren idealen Partner zugeteilt zu bekommen. Es ist ihr langjähriger bester Freund und Nachbar Xander und zuerst ist Cassia sehr glücklich mit dieser Wahl. Doch dann erfährt sie durch einen Zufall von einem anderen, der ebenfalls ihr idealer Partner hätte sein können, und auch diesen kennt sie flüchtig. Doch Ky gilt durch seine geheime Vergangenheit als so genannte "Aberration", eine Abweichung in der perfekt organisierten Welt der "Gesellschaft", und darf daher keinen Partner haben - doch Cassias Interesse ist geweckt und so entdecken sie heimlich ihre Gemeinsamkeiten und Gefühle für einander.

Das Positive an diesem Buch ist zum einen die erdachte Welt, in der es spielt. Es ist die gekonnte Vorspiegelung einer Utopie, die sich für den Leser sofort und für die Ich-Erzählerin Cassia nach und nach in eine Dystopie wandelt. Alles an der "Gesellschaft" ist gut und vollständig durchdacht und beim Lesen wirklich interessant und in vielen Teilen, wie zum Beispiel bei der Idee des kontrollierten, terminierten Todes, auch erschreckend.

Auch die Idee der Kontrolle des Wissens ist gut. So wurden alles Kunstformen, wie Musik, Lyrik oder Malerei, auf nur 100 Werke beschränkt, neue kommen nicht hinzu und jeder lernt nur das, was er für seine Zukunft wirklich benötigt. Cassia entdeckt durch ihren Großvater ihr Interesse an Worten, Gedichten - erst recht den verbotenen, die nicht zu den 100 gehören - und fängt an sich zu fragen, warum sie zum Beispiel nicht einmal selbst schreiben kann.

Die Liebesgeschichte zwischen Cassia und Ky kann mit der interessanten Welt im Hintergrund aber nur bedingt mithalten. Sie ist zwar in manchen Punkten durchaus packend, prickelnd und emotional, aber leider verliert es sich häufig in Wiederholungen oder Nebenhandlungen um die Familie oder Cassias Freundin, deren Relevanz sich für mich als Leser nur bedingt zeigte.
Auch fehlt der Liebesgeschichte irgendwie der Schwung, was für mich nicht zuletzt daher rührte, dass die Idee der "verbotenen Frucht" durch Weichei-Xander nicht wirklich umgesetzt werden konnte. Die Liebe zu Ky soll etwas Verbotenes, etwas Unereichbares an sich haben, um das Cassia kämpfen müsste, aber Xander verfällt trotz kleiner Versuche von Eifersucht immer wieder in die Rolle des verständnisvollen Unterstützers. Das hat mich gelangweilt.

Auch die Sprache des Romans ist leider nicht das Wahre. Sehr emotionslos und glatt, ohne Spannung, Höhen oder Tiefen. Erstaunlich finde ich das gerade deshalb, weil die Ich-Perspektive und das Präsens sich meiner Erfahrung nach zum Übermitteln von Emotionen bestens eignen, aber die Autorin schafft das hier nicht. Cassia wirkt irgendwie, selbst wenn sie nervös ist oder Schmetterlinge im Bauch hat, immer ein wenig teilnahmslos.

Insgesamt war der Roman für mich trotz schönem Cover und guter Grundidee daher nur durchschnittlich. Der Geschichte fehlt einfach der Schwung. Vielleicht kann sich das in den beiden Nachfolgebänden noch ändern, aber der Auftakt der Trilogie ist für mich leider nicht überzeugend und es gibt nur drei Sterne für einen mittelmäßigen Roman.

Kommentare

Nenya kommentierte am 14. September 2013 um 11:25

Es ist interessant mal eine Rei von jemand anderes dazu zu lesen :)
Ich fand den Roman etwas schleppend und habe es auch erst zu Seite gelegt und ein paar Tage später weiter gelesen :)