Rezension

Science-Fiction - erschreckend nah an der Realität

Drohnenland
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin ja nun wirklich kein bekennender Science-Fiction-Fan - mal abgesehen von einer heißen Verehrung für den besten Kapitän der Sternenflotte, Jean-Luc-Picard. Drohnenland ist mir mehr oder weniger zufällig über den Weg gelaufen, nachdem ich nach der Lektüre von Eggers "The Circle" mit einer Zukunfts-Dystopie in Romanform weitermachen wollte.

Wir befinden uns in einem Europa der Zukunft, in dem die niederländische Heimat des Protagonisten bereits größtenteils von der Nordsee überschwemmt ist. Für Europol, so der Name der ermittelnden Behörde, muss Aart van der Westerhuizen einen Mord an einem Parlamentarier aufklären. Dabei steht ihm eine ganze Menge modernster Ermittlungstechnologie zur Verfügung. Kameras und Drohnen in allen möglichen Formen und Größen (ganz verstörend: die staubkorngroßen "Mites", mit denen Zielpersonen "gepudert" werden können) bleibt nichts verborgen und die gewonnene Datenfülle ist die Basis für die sogenannten Spiegelungen. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Matrix und Holodeck (da haben wir sie wieder, die gute alte Enterprise), bei denen man sich virtuell in verschiedenste Situationen und Zeiten versetzen lassen kann - die perfekte Überwachung.

Der Roman selbst ist spannend geschrieben, es gibt eine Verschwörung, Verfolgungsjagden, das ganze Programm. Erschreckend ist, dass die gezeigten Strukturen und technischen Möglichkeiten bereits heute existieren - wenn auch noch nicht in dieser Ausprägung und mit diesem Vernetzungsgrad. Neben der guten Krimi-Unterhaltung erhalten die Leser also auch einen verstörenden Ausblick auf eine nicht ganz unrealistische Überwachungswelt.