Rezension

SciFi meets Horror und das sowas von genial!

Infiziert - Scott Sigler

Infiziert
von Scott Sigler

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch sollte man nicht lesen, wenn es einen gerade irgendwo juckt. Was ist, wenn dieses Jucken nicht mehr aufhört und wenn sich die geröteten Stellen seltsam verschorfen? Was ist, wenn man bald darauf eine Wesensänderung durchmacht, die das komplette restliche (kurze) Leben auf den Kopf stellt? Und was passiert, wenn der Schorf abfällt, was wird sich darunter befinden? Man kann mir wirklich glauben, dass man dies nicht erleben möchte. “Scary” Perry Dawsey muss dies jedoch und kann nur hoffen, dass das Team um Margaret Montoya dieser Infektion auf die Spur kommt und herausfindet, was so viele Menschen urplötzlich durchdrehen lässt.

Bereits 2008 habe ich dieses Buch das erste Mal gelesen und bin in die literarische Welt von Scott Sigler abgetaucht und dieser seitdem verfallen. “Infiziert” ist ein toller Einstieg ins Sigleruniversum und stellt gleichzeitig den Auftakt der Infected-Trilogie dar, Band 2 ist mit “Virulent” betitelt, Band 3 wird bald erscheinen und den Titel “Pandemic – Die Seuche” tragen.

In “Infiziert” gibt es in etwa drei Haupthandlungsstränge, die alle für sich gut umgesetzt wurden, von denen mich aber einer schlichtweg immer wieder aus den Socken haut.

Einmal erlebt der Leser das Geschehen aus der sich von Dew Phillips, einem altgedienten CIA-Agent, der von höherer Seite immer gerne eingesetzt wird, wenn besonders haarige Probleme diskret gelöst werden müssen. Zusammen mit seinem Partner Malcolm Johnson ermittelt er in einem immer wieder auftretendem Problem. Einst gute, harmlose Bürger drehen binnen kürzester Zeit komplett durch, foltern, verstümmeln und töten ihre Familie, Angehörige und andere und richten sich schließlich selbst. Zu Beginn des Buches sind sie auf dem Weg zu Martin Brewbaker, der in diese Symptomatik hineinpasst. Sie haben den Auftrag den Mann lebend in Gewahrsam zu nehmen, da dies bisher noch bei keinem Täter/Opfer geglückt ist.

Margaret Montoya ist auf einen lebenden Beweis angewiesen. Sie ist Epidemiologin beim CDC und wird von der CIA rekrutiert, um diesem Phänomen auf die Schliche zu kommen. Denn alle Täter/Opfer haben eines gemeinsam: Sobald ihr Leben beendet wurde, verwesen sie in rasender Geschwindigkeit und es existiert nur eine kurze Zeitspanne, in der man Gewebe auf mögliche Erreger untersuchen kann.

Und dann ist da noch Perry Dawsey.

Dawsey ist ein ehemaliger Footballspieler, der aufgrund einer Knieverletzung seine Karriere frühzeitig beenden musste und nun bei einem IT-Unternehmen arbeitet. Dawsey ist jung, ein riesiger Berg von einem Mann und trägt nicht umsonst den Spitznamen “Scary”. Er bemerkt gewisse Rötungen an seinem Körper, die verschiedene Stellen betroffen haben und zu jucken beginnen. Am Anfang ahnt er noch nicht, durch welche Hölle er bald gehen muss, denn Dawsey hat genau das, was Martin Brewbaker gerade zum irren Mörder werden ließ.

Scott Sigler hat mit “Infiziert” einen modernen Horrorroman geschaffen, der mit einem hohen Tempo, guter wissenschaftlicher Recherche und einzigartigen Charakteren aufwartet. Mich konnte das Buch bereits im ersten Kapitel infizieren, beeindrucken und erschrecken. Sigler schafft dies über das gesamte Buch hinweg immer wieder und lässt den Leser so kaum zu Atem kommen. Man fiebert mit, man ist über die teilweise geschilderte Brutalität entsetzt, man lernt und wer Perry Dawsey nicht ins Herz schließt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Selten ist mir ein so genialer, einzigartiger und gleichzeitig auch heftiger Charakter in einem Buch begegnet. Dawsey trägt seinen Spitznamen zurecht, Dawsey ist teilweise wirklich ein Arsch und doch hat er bereits seit einigen Jahren einen festen Platz in meinem Herzen für Lieblingscharaktere.

Wer mit Härte, Wissenschaft, Horror und einer Geflügelschere nicht zurecht kommt, der sollte vielleicht einen Bogen um dieses geniale Buch machen und sich einer seichten Schnulze widmen. Ich für meinen Teil werde dieses Buch nicht zum letzten Mal erneut gelesen haben und es jedes Mal durchweg feiern. “Infiziert” von Scott Sigler gehört fest in meine Hall of Fame der absoluten Lieblingsbücher.