Rezension

Seelen bei Nacht

Unsere Seelen bei Nacht - Kent Haruf

Unsere Seelen bei Nacht
von Kent Haruf

Bewertet mit 3 Sternen

Eine kleine Geschichte. Auf knapp 200 sehr luftig bedruckten Seiten erzählt der 2014 mit 71 Jahren verstorbene amerikanische Autor Kent Haruf von zwei älteren, verwitweten Menschen, die der Einsamkeit entkommen möchten. Der Roman erschien posthum und es ist berührend zu wissen, daBeide sind anfangs unsicher, doch bald merken sie, wie gut ihnen diese Zweisamkeit tut, auch wenn die Gerüchte und Tuscheleien in der kleinen Gemeinde Holt, irgendwo in der Weite Colorados, hochkochen. Sie leben ein harmonisches, ruhiges, einfaches Zusammensein, auch als Addies Enkel Jamie, dessen Eltern sich gerade getrennt haben, bei der Großmutter für einige Zeit „geparkt“ wird. Fast ein Idyll, das letztendlich aber an der Kleingeistigkeit und Intoleranz, nicht der Öffentlichkeit, nein der eigenen Familie scheitert.ss Haruf wohl von seinem baldigen Sterben wusste, während er ihn schrieb.

Es ist die Geschichte von Addie und Louis, seit langer Zeit Nachbarn, nun beide Anfang 70 und eigentlich ganz gut eingerichtet in ihr Leben, zumindest nach außen hin. Beide haben ihre langjährigen Ehepartner verloren, die Kinder leben schon geraume Zeit ihr eigenes Leben fern des Elternhauses. Einsamkeit ist da ein häufig einkehrender Gast. Doch warum eigentlich? Addie fasst sich eines Tages ein Herz, klingelt bei Louis und macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag: Warum nicht fortan die Nächte, in denen der Schlaf so zögerlich kommt, gemeinsam verbringen, im selben Bett schlafen, reden, sich nah sein. Um Sex geht es (zumindest zu Beginn) nicht. 

Beide sind anfangs unsicher, doch bald merken sie, wie gut ihnen diese Zweisamkeit tut, auch wenn die Gerüchte und Tuscheleien in der kleinen Gemeinde Holt, irgendwo in der Weite Colorados, hochkochen. Sie leben ein harmonisches, ruhiges, einfaches Zusammensein, auch als Addies Enkel Jamie, dessen Eltern sich gerade getrennt haben, bei der Großmutter für einige Zeit „geparkt“ wird. Fast ein Idyll, das letztendlich aber an der Kleingeistigkeit und Intoleranz, nicht der Öffentlichkeit, nein der eigenen Familie scheitert.

Kent Haruf ist mit großer Sympathie und Empathie bei seinen Figuren. Er erzählt mit Ruhe und Leichtigkeit vom alltäglichen Glück und Unglück ganz normaler Menschen. Er tut das sehr zurückhaltend, zart und leicht melancholisch. Zum Glück wird das Buch niemals kitschig oder pathetisch. Das Thema, das Thema, die Suche nach Glück und Gemeinsamkeit, ein selbstbestimmtes Leben auch im Alter, wird überaschend selten verhandelt in Romanen, spricht den Leser an. Das merkt man den sehr wohlwollenden bis begeisterten Kritiken an.

Mir war das dennoch nicht genug. Die sehr reduzierte Sprache, die sich zum großen Teil in einfachen Beschreibungen alltäglicher Handlungen oder simplen Dialogen erschöpft, war mir auf Dauer genauso zu wenig wie die Ausgestaltung und letztlich Auflösung der Thematik. Vieles wird einfach nur beschrieben, bleibt äußerlich, spröde und gedämpft. Das vermeidet den Kitsch, für mich aber auch die echte Anteilnahme.