Rezension

Seelenverwandte

Echo - Jan Christophersen

Echo
von Jan Christophersen

Bewertet mit 4 Sternen

~~Klappentext
Er ist ein Weggeher, sie eine Zuhausebleiberin, und trotzdem sind sie Freunde: Während einer Klassenfahrt an die polnische Ostsee im Spätsommer 1989 nimmt die Geschichte zwischen Gesa und Tom, dem Gitarristen der Schulband, ihren Anfang; später trennen sich ihre Wege und kreuzen sich doch immer wieder. Tom reist mit seiner Band um die Welt, Gesa bleibt in Flensburg und ist da, wenn ihr alter Freund zu Besuch kommt. Ihr Gästezimmer im Gartenhaus wird Toms Ankerpunkt, dort hören die beiden zusammen Musik und teilen die alte Nähe. Doch auf Gesas Hochzeit, bei der Tom mit seiner Gitarre auftritt, wird ihre Freundschaft schließlich auf eine harte Probe gestellt.

„Als sie ihn in Großaufnahme vor sich hatte, schloss Tom die Augen, und seine Lieder zuckten, als würde er träumen. Der Klang seiner Gitarre war klar und deutlich. Die Echos verlängerten die gespielten Töne oder verwischten sie durch Wiederholungen. Er sprang hin und her, wechselte mitten in einer Melodie zwischen den Oktaven, es rauschte, pulsierte. Gesa hörte deutliche die Wellen, die in diesen Tönen steckten. Gleichmäßig schwang das hin und her, und Gesa war schockiert und ergriffen zugleich. Tom spielte sich selbst. Er war es, den man da hörte, durch seine Musik.“ (Seite 73)

Die Geschichte von Gesa und Tom hat mich berührt und bewegt. Sie ist so ungewöhnlich und dann doch wieder nicht. Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt, nämlich den Lebensabschnitten der beiden, die sie prägen … 1989,1999 und 2004. Es ist die Geschichte zweier junger Menschen, die sich  kennen lernen und Freunde werden. Aber eigentlich sind sie viel mehr als das ... sie sind Seelenverwandte.  Als Leser werde ich Teil ihrer Entwicklung. Sehe wie sie sich annähern, dann wieder auf Distanz gehen, nie aussprechen was sie füreinander sind, Möglichkeiten verstreichen lassen um letztendlich immer für einander da zu sein.

Mir gefiel der Aufbau des  Buches, da es zwischen den einzelnen Abschnitten Postkarteninhalte von Tom an Gesa gab. Das hat mir immer wieder einen kleinen Einblick in Toms Leben in der Welt gegeben. Aber auch der Autor Jan Christophersen hat es verstanden mich zu fesseln. Seine Sprache, die oft etwas Melancholisches hatte, hat mich fasziniert und in ihren Bann gezogen.

„Liebe Gesa,
ich habe eine Entdeckung gemacht, die Dich sehr wahrscheinlich nicht überraschen wird: Ich ertrage keine Schlüsse. Ich bin darin einfach nicht gut, weder im Großen noch im Kleinen. Anfangen ist immer leicht. Schlussmachen immer schwer. Vermutlich deshalb meine Begeisterung fürs Echo? Das Unvermeidliche noch etwas hinauszögern, indem man es verlängert und langsam ausklingen lässt … Ergibt das einen Sinn? Das schöne ist, dass ich mir darum keine Gedanken zu machen brauche. Bei Dir ist es gut aufgehoben. Du wirst es einzuordnen wissen, meine heimliche Archivarin.
Gruß,T“ (Seite 228)

Gesa und Tom sind für mich wie die Sonne und die Erde … sie umkreisen sich, der eine kann nicht ohne den anderen, aber sie kommen sich nie näher als nötig.