Rezension

Sehnsucht nach Freiheit

Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd

Die Erfindung der Flügel
von Sue Monk Kidd

Bewertet mit 5 Sternen

Basierend auf wahren Begebenheiten, vermischt mit fiktiven Ereignissen, erzählt Sue Monk Kidd die Geschichte bedeutender Frauen des 19. Jahrhunderts. Da sind einmal Sarah und Angelina Grimké, zwei Schwestern aus Charleston/South Carolina, die ihr Leben der Abolitionsbewegung sowie der Frauenrechtsbewegung gewidmet haben. Zum anderen ist da die farbige Handful (Hetty) mit ihrer Mutter Charlotte und Schwester Sky, Sklaven der Familie Grimké. Sarahs persönlicher Feldzug gegen die Sklaverei beginnt an ihrem 11. Geburtstag, als sie gegen ihren Willen die zehnjährige Hetty als Dienstmädchen zum Geschenk erhält und ihre Eltern ihr verwehren, ihr die Freiheit zu geben. Allerdings verspricht Sarah Charlotte, dass sie Hetty eines Tages befreien werde. Sarahs erster Schritt auf diesem Weg ist, dass sie dem schwarzen Mädchen dem Gesetz zuwider das Lesen beibringt, zugleich der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Beide junge Frauen sind versklavt – Hetty mit ihrem Körper, Sarah mit ihrem Geist. Sarahs Schlüsselerlebnis auf dem Weg, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen, ist die Unmöglichkeit, als Frau Recht zu studieren und erste Anwältin in Charleston zu werden. Etappen auf ihrem Lebensweg sind der Fortzug aus den Südstaaten in den Norden, das Konvertieren zu den Quäkern, die Ablehnung des Heiratsantrages eines geliebten Mannes, der ihre Selbständigkeit nicht dulden würde, die Ausbildung zur Predigerin. Ihre geliebte Schwester Nina (Angelina) unterstützt sie. Gemeinsam werden sie bekannte Rednerinnen und Publizistinnen von Schriften. Die Familiengeschichte von Handful und ihrer Vorfahren wird im Wesentlichen über einen Quilt vermittelt, den ihre Mutter, eine talentierte Näherin, mit Akribie anfertigt. Diese Steppdecke ist für Hetty zugleich ein Sinnbild der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen.

Der Roman wechselt kapitelweise zwischen Sarah und Hetty, aus deren jeweiliger Perspektive erzählt wird. Äußerlich machen das die Kapitelüberschriften deutlich, inhaltlich ist es an unterschiedlichen Sprach- und Schreibstilen erkennbar. Was den Roman so lesenswert macht, ist die Vermittlung wichtiger amerikanischer Geschichte und vieler Informationen über die Sklaverei, die noch heute in den USA fortwirkt. Viele Romanfiguren existierten wirklich und waren führend in der Abolitionsbewegung – neben den Grimké-Schwestern auch Denmark Vesey, Lucretia Mott, Theodore Weld, Sarah Mapps Douglas, Israel Morris, William Lloyd Garrison. Einzelheiten über die Sklaverei zu lesen, erschüttert einen zutiefst, etwa wenn die drakonischen Strafen geschildert werden, denen die Schwarzen bei vermeintlichen Fehltritten seitens ihrer weißen Herren ausgesetzt waren (z.B. wurden Charlotte von ihrem Massa dieZähne mit einem Hammer ausgeschlagen, so dass sie bei einem Fluchtversuch zu erkennen sei oder wurde Sky das Reden mit der Anlage eines eisernen Maulkorbes verboten).

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