Rezension

Sehnsucht nach Leben

Weihnachtswunderträume - Cara Lindon

Weihnachtswunderträume
von Cara Lindon

Bewertet mit 3 Sternen

Gemma Gardner hat Hals über Kopf eine gut bezahlte Stelle in London gekündigt, um ihrem Chef Ben nach Cornwall zu folgen, denn sie ist heimlich in ihn verliebt. Dumm nur, dass Ben mit Bree zusammen ist und mit ihr ein Restaurant namens Nanni’s führt, wo Gemma nun die Stelle als Buchhalterin bekleidet, dabei hasst sie Zahlen und den Job sowieso. Um ihrer Situation irgendwie etwas Licht zu geben, träumt Gemma sich die Welt schön, doch wenn sie aufwacht, ist alles genauso trist wie zuvor. Deshalb kündigt sie beim Nanni’s und nimmt eine Stelle als Hilfsgärtnerin auf einem Anwesen an, wo sie sich in Konkurrenz zu dem zweiten Bewerber, dem aus Halifax stammenden Kanadier Ryan, beweisen muss, um endgültig den Job zu erhalten. Ryan stammt aus einer wohlhabenden Familie und ist eigentlich Tischler, doch sein Vater hat ihm den Auftrag erteilt, nach dem englischen Anwesen zu sehen, dass der Familie gehört und möglichst bald verkauft werden soll. Bei der Arbeit kommen sich Ryan und Gemma schnell näher, doch keiner von beiden öffnet sich dem anderen ganz. Ryan glaubt insgeheim noch an die einzig wahre Liebe und verdaut gerade eine Enttäuschung, während Gemma zwar von einem glücklichen Leben träumt, aber aufgrund der Ehe ihrer Eltern und ihrer eigenen negativen Erfahrungen in Wirklichkeit nicht mehr daran glaubt. Wann werden sich die beiden endlich einander öffnen?

Cara Lindon hat mit „Weihnachtswunderträume“ einen ganz unterhaltsamen Roman vorgelegt, der mit einem flüssigen Schreibstil und einer bildhaften Sprache punktet. Der Leser findet sich nach wenigen Zeilen in einem kleinen Nest im malerischen Cornwall wieder, wo er Hauptprotagonistin Gemma gleich aufgrund ihrer Träumereien, die kursiv gedruckt sind, kennenlernt. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die eine lässt den Leser an Gemmas Leben und Gedanken teilhaben, während die andere Ryan zu Wort kommen lässt. Das Buch handelt aber nicht nur von der Flucht in Tagträume, sondern eigentlich um Enttäuschungen, die sich so tief in die Seele gebrannt haben, dass das Leben in Träumen einfacher ist als im wahren Leben. Gemma hatte keine schöne Kindheit und projiziert all ihre Lebenswünsche in ihre Träume, dabei läuft das Leben an ihr vorbei oder es kommt ganz anders, was sie umso mehr enttäuscht und zurückhaltender macht. Ryan hat mit seiner Identität zu kämpfen und glaubt, nicht um seiner selbst willen geliebt oder beachtet zu werden. So gibt er vor, etwas zu sein, was er eigentlich gar nicht ist und stößt andere vor den Kopf.

Die Charaktere bleiben hier leider durchweg etwas blaß und unnahbar, sie besitzen zwar glaubhafte Ecken und Kanten, doch irgendwie wirkt alles nicht richtig echt, so dass der Leser sich nicht wirklich auf sie einlassen kann und die ganze Geschichte mit Abstand betrachtet. Gemma ist eine unsichere Frau, die in ihrem Leben nicht von der Stelle kommt. Obwohl sie sich so sehr einen Mann in ihrem Leben wünscht, hängt sie ihr Herz an jemanden, der vergeben ist. Der kann sie wenigstens nicht enttäuschen. Gemma wirkt oft sehr naiv und eher wie ein Teenager denn wie eine erwachsene Frau. Sie ist hilfsbereit bis zur Selbstlosigkeit, doch sie glaubt nicht an sich. Ihr fehlt es an Durchsetzungskraft und Selbstvertrauen. Ryan ist insgeheim ein absoluter Romantiker, aber er hat Angst davor, sich ehrlich zu machen und ausgenutzt zu werden. Aber auch Mr. Bennett, Ben, Bree, Emma sowie Kuro spielen eine Rolle in der Handlung.

„Weihnachtswunderträume“ ist ein Roman über gebrochene Herzen, fehlendes Selbstvertrauen und dem Wunsch, aus seiner Haut herausspringen zu können. Wer hier einen Weihnachtsroman vermutet, wird leider enttäuscht, denn von festlicher und romantischer Stimmung ist hier gar nichts zu spüren. Das Buch ist eine nette kleine Geschichte für zwischendurch, mehr leider nicht. Eingeschränkte Leseempfehlung.