Rezension

Sehr anspruchsvoll

Die Welt ist eine Muschel - Alessandro D'Avenia

Die Welt ist eine Muschel
von Alessandro D'Avenia

Bewertet mit 3 Sternen

Bald nach ihrem 14. Geburtstag verlässt der Vater von Margherita ohne Erklärung seine Familie. Margherita empfindet tiefen Schmerz hierüber. Angst macht ihr auch ihr erstes Jahr auf dem Gymnasium. Ihre ebenso vom Schmerz erfüllte Mutter ist ihr in dieser Situation keine Stütze. Trost erfährt sie allenfalls noch von der geliebten Großmutter, die selbst ein lange gehütetes Geheimnis birgt. Zum Glück findet sie in Marta eine neue Freundin und erlebt mit dem elternlos aufgewachsenen Giulio ihre erste Liebe. Als beide in dem der Mutter entwendeten Auto ohne Führerschein von Mailand nach Sestri fahren, um den Vater zurückzuholen, erleiden sie einen Verkehrsunfall, bei dem Margherita schwer verletzt wird. Scheitert ihre Liebe hieran? Wird der Vater zur Familie zurückkehren?

 

Das Buch stammt aus der Feder des italienischen Autors D’Avenia, dessen erster Roman „Weiß wie Milch, rot wie Blut“ ein Bestseller war. Charakteristikum für die Bücher zeitgenössischer italienischer Autoren ist, dass ihre Lektüre recht anspruchsvoll ist. Das bewahrheitet sich auch vorliegend und wird an verschiedenen stilistischen Mitteln sichtbar: Es wird mit vielen Metaphern gearbeitet, z.B. der der Muschel, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte spinnt. Margheritas Großmutter gibt eine Reihe von (original) sizilianischen Weisheiten von sich, die zum Nachdenken anregen. Vor allem aber wird immer wieder auf Homers Odyssee eingegangen, die für Margheritas Geschichte so symbolträchtig ist. Dadurch gelangt viel Poesie in das Buch.

 

Lesenswert wird das Buch dadurch, dass es die Liebe auf verschiedenen Ebenen thematisiert, und zwar in der Beziehung von Margheritas Eltern, ihrer Großeltern, ihres Lehrers und ihrer eigenen zu Giulio. Darauf ist auch der formale Aufbau des Buches ausgerichtet. Es besteht aus zwei Teilen sowie Prolog und Epilog. Die Teile wiederum sind in Kapitel gegliedert. In ihnen wird in kurzen Abschnitten abwechselnd auf die verschiedenen Romanfiguren eingegangen.

 

Wer sich einer literarischen Herausforderung stellen und keinen Null-Acht-Fünfzehn-Roman lesen will, wird sie in diesem Buch gewiss finden.