Rezension

Sehr anstrengend

Der Untergang der Könige - Jenn Lyons

Der Untergang der Könige
von Jenn Lyons

Bewertet mit 3 Sternen

Gebundene Ausgabe: 863 Seiten

Verlag: Klett-Cotta (21. September 2019)

ISBN-13: 978-3608963410

Originaltitel: The Ruin of Kings

Übersetzung: Urban Hofstetter und Michael Pfingstl

Preis: 25,00 €

auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

 

Sehr anstrengend

 

„Der Untergang der Könige“ ist der 1. Band eines mehrbändigen Fantasy-Epos. Das Buch ist nicht nur aufgrund seines Gewichts und seiner Dicke anstrengend zu lesen, sondern vor allem wegen seines Inhalts. 

 

Die ersten ca. 750 Seiten werden aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt. Der junge Kihrin sitzt im Kerker und wird von der Gestaltwandlerin Klaue bewacht. Sie zwingt ihn seltsamerweise dazu, ihr seine Geschichte zu erzählen, obwohl sie sie bereits kennt, da sie seine Gedanken lesen kann. Kihrin beginnt mit seiner Erzählung an dem Punkt, wo er versklavt wurde. Das ist Klaue nicht genug, und so erzählt sie selbst aus der Zeit davor. Abwechselnd werden die Handlungsstränge weitergesponnen, bis beide in der Gegenwart angekommen sind. Beide Geschichten werden später von Thurvishar D’Lorus transkribiert und mit einer Vielzahl von Fußnoten versehen. Das mag ich persönlich gar nicht, weil es den Lesefluss doch erheblich stört. 

 

Der Sinn dieser Zweiteilung der Geschichte hat sich mir leider nicht erschlossen. Eine einzige chronologische Erzählung hätte ich hier besser gefunden. 

 

Die phantastische Welt, die Jenn Lyons sich ausgedacht hat, bietet nichts wirklich Neues. Es gibt Dämonen und Drachen, Adlige und Sklaven, Zauberer und Götter und so etwas wie Elfen, nur heißen sie hier anders. Das Setting mutet eher mittelalterlich an - man fährt in Kutschen oder reitet auf Pferden -, dazu passt die manchmal etwas zu lockere, neuzeitliche Sprache nicht. Auch der Anflug von Humor, der sich zuweilen irgendwo versteckt, erschien mir unpassend. Denn witzig ist die Geschichte überhaupt nicht. Sie ist geheimnisvoll und grausam, durchzogen von Intrigen. Und ziemlich kompliziert. 

 

Stellenweise hatte ich den Eindruck, jeder liegt mit jedem im Clinch und nichts ist, wie es scheint. Dies mag auch daran liegen, dass man nie genau wissen konnte, wer sich hinter einer Figur gerade verbirgt, denn viele können ihre Gestalt verändern bzw. ihre Seelen schlüpfen in den Körper eines anderen. Weiter behaupten manche, irgendjemand sei ihr Sohn, obwohl es nicht stimmt, oder ein Vater verleugnet sein Kind. Man bekommt es so mit einer riesigen Anzahl von Namen zu tun, die zu weit weniger Charakteren gehören und die man zuweilen schwer auseinanderhalten kann. Erschwerend kommt hinzu, dass viele davon praktisch keine Rolle spielen, weil sie längst tot sind. Andererseits kann man bei den Toten nie wissen, ob sie wirklich tot sind. Man muss hier echt mit allem rechnen. 

 

Im Anhang befindet sich ein Stammbaum der verschiedenen Adelshäuser, aus dem man die Verflechtungen der einzelnen Personen ersehen kann. Dieser ist mit Vorsicht zu genießen, da viele Verbindungen, die hier aufgezeigt sind, erst im Lauf der Geschichte ans Tageslicht kommen und man gespoilert wird, wenn man zu früh auf den Stammbaum schaut.

 

Das ebenfalls hinten angehängte Glossar mit verschiedenen Begriffen und Personen kann dagegen relativ problemlos während der Lektüre herangezogen werden. Die Aussprachehinweise fand ich eher verzichtbar, denn die Regeln, die Jenn Lyons sich ausgedacht hat, sind so kompliziert, dass man besser einfach liest, wie es einem in den Sinn kommt. 

 

★★★☆☆