Rezension

Sehr atmosphärisch, leicht humorig und mit einer kräftigen Aussage zum Schluss.

Der Sucher -

Der Sucher
von Tana French

Bewertet mit 4 Sternen

Nicht der stärkste oder beste Roman der Autorin. Hat aber durchaus positive Seiten an sich und kann erfüllte Lesestunden schenken, wenn man Tana French mag. Die Einsteiger sollten lieber zu ihren früheren Werken greifen.

Diesen Roman habe ich gern gelesen. Es war mir eine willkommene Lektüre abends zur Entspannung. Dabei habe ich mich erinnert, wie gern ich Tana French auch früher gelesen habe: Ihre Art, Geschichten zu erzählen, die Figuren in Szene zu setzen, die allesamt wie dem wahren Leben entsprungen zu sein scheinen, ihre Gedanken, Emotionen, Beweggründe zu beschreiben uvm. Die Aussagen, die sich aus dem Ganzen folgern lassen, bleiben mir noch lange in Erinnerung.

Auch dieser Roman ist eher ein literarisches Werk. Doch es bleibt nicht ausschließlich beim abstrakten Beschreibenden. Es gibt ein Ziel, das der Handlung eine Richtung gibt, und am Ende gibt es eine nachvollziehbare Auflösung. Einige Elemente sorgen für latente Spannung, die bis zum Schluss bleibt.

Tana French schildert die irische Naturidylle, sehr atmosphärisch, zum Greifen nah, sodass man sich wie in einem Kurzurlaub in Irland fühlt.

Inmitten der schönen, fast unberührten Natur versucht der ehemalige Cop aus Chicago ein altes Haus, und auch sein Leben, eine Art Parallele hier, wieder ins Lot zu bringen. Doch in diesem überschaubaren Dorf tun sich die Abgründe auf.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die sozialen Probleme, die erst nach und nach ans Licht kommen, sind alles andere als idyllisch. Die Perspektivlosigkeit der Jugend, die dem Drogenhandel am Ende zum Opfer fällt, die Machtlosigkeit der älteren Generation, irgendetwas daran zum Positiven zu verändern, wurden überzeugend dargestellt. Gerade am Ende, die Dinge über die Probleme der jungen Männer, die der alteingesessene Nachbar von Cal sagt, trifft es genau.

Nicht alles war allerdings so bierernst. An mehreren Stellen musste ich schmunzeln. Die eine oder andere Aussage über die Welt und die Menschen darin rief ein zustimmendes Nicken hervor. Einiges war so süß zum Ausdruck gebracht!

Die Aussagen zu den Themen: Familie, Freundschaft, Partnerschaft, Erwachsenwerden, Platz in der Welt finden erschienen mir sehr treffend und wurden kunstfertig in den Erzählteppich eingewoben.

Diesen Roman höre ich gerade. Die gekürzte Fassung. Aber trotzdem sehr schön, atmosphärisch. So manches kommt deutlicher zur Geltung.