Rezension

Sehr atmosphärischer Thriller

Ins Dunkel - Jane Harper

Ins Dunkel
von Jane Harper

Bewertet mit 5 Sternen

Es soll eine Teambuilding-Maßnahme sein. Fünf Frauen und fünf Männer einer großen Firma sollen sich für drei Tage durch den australischen Busch schlagen, das Männerteam gegen das Frauenteam. Doch die Frauen sind nicht zum verabredeten Zeitpunkt am Zielpunkt. Als sie endlich auftauchen, fehlt eine von ihnen, Alice Russell. Das brisante daran: Alice hat kurz zuvor Unterlagen der Firma an die Steuerfahndung weitergegeben. Also wird auch Aaron Falk zum Fall hinzugezogen und gemeinsam mit seiner Kollegin beginnt er den Wettlauf gegen die Zeit, um Alice noch lebend zu finden.

Ich kenne den Vorgängerband um Aaron Falk nicht, deswegen kannte ich die Autorin und ihren Stil auch noch nicht. "Ins Dunkel" ist jedoch auch sehr gut alleinstehend lesbar, auch wenn immer wieder kleine Verweise auf vorherige Ereignisse fallen. Diese stören aber nicht, sondern machen eher neugierig auf den Vorgängerband. Ich hatte aber nicht das Gefühl, Information für das Verständnis dieses zweiten Bands zu vermissen.
"Ins Dunkel" war für mich ein sehr atmosphärischer Thriller. Das eher trockene Thema der Wirtschaftsspionage verknüpft die Autorin mit sehr plastischen Beschreibungen des australischen Dschungels und seiner Gefahren. Zudem ergänzt sie die Geschichte um einen weiteren Aspekt, der die Handlung noch um einiges unheimlicher machte. Zwischenzeitlich war die Stimmung für mich sehr unheimlich (ich lese allerdings nur noch eher selten Thriller) und das völlig ohne Blutvergießen oder brutale Szenen und auch die teils sehr lebensfeindliche australische Tierwelt wurde nicht übermäßig strapaziert. Viel von der Stimmung wurde einfach nur über die Atmosphäre und die plastische Schilderung der Einsamkeit, Hilflosigkeit und zunehmenden Verzweiflung von survival-technisch völlig unerfahrenen Frauen transportiert.
Die Handlung wird abwechselnd geschildert aus Sicht des Polizisten Aaron Falk, der versucht, das Geschehen zu rekonstruieren, und durch Rückblenden zum tatsächlichen Geschehen, das chronologisch geschildert wird, bis sich die beiden Stränge kurz vor dem Ende endlich treffen. Dramaturgisch war das schon richtig filmreif und auch sonst ließ das Buch immer wieder filmtaugliche Szenen vor dem geistigen Auge entstehen.
Die Auflösung fand ich passend, plausibel und bis zum Schluss durchaus überraschend und nicht actionmäßig überdreht. Die Autorin hat einen flüssigen Erzählstil, der nicht aufhält und die Spannung durchweg hochhält und der sich gut und schnell "wegliest". Das Buch ist sicher nichts, über das man im Anschluss noch lange nachdenkt oder viel Diskussionsbedarf hat. Dafür ist es aber gute und spannende Unterhaltung, das von psychologischer Spannung lebt und sich angenehm von der Masse im Thrillerbereich abhebt.