Rezension

sehr außergewöhnlich und spannend

Klingenfieber - Tobias O. Meißner

Klingenfieber
von Tobias O. Meißner

Erster Satz
"Wie ein Schwarm goldener Schmetterlinge tanzte das Licht über dem Fluss, und in diesem Licht sah Stenrei sie zum ersten Mal."
aus "Klingenfieber" von Tobias O. Meißner, Piper Verlag, S. 7

Meinung
Die erste Hälfte des Buches wird aus der Sicht eines Jungen namens Senrei erzählt. Schon immer hat er sich unwohl gefühlt im Dorf und hat Lust auf Abenteuer. Eines Tages trifft er auf die Klingentänzerin Erenis, die ihn sofort in ihren Bann zieht. Obwohl sie ihn ständig abweist, folgt er ihr und so erlebt er einige Abenteuer.
Später in "Klingenfieber" wird dann zwischen den Perspektiven gewechselt. Insgesamt sind es drei Perspektiven. Dadurch, dass es keine Einteilung irgendwelcher Kapitel gibt, fällt einem manchmal der Perspektivenwechsel etwas schwer. So ist man als Leser manchmal kurz verwirrt, was sich dann aber schnell wieder legt.
Tobias O. Meißner hat einen beeindruckenden Schreibstil. Er schafft es beschreibend, spannungsfördernd und flüssig zugleich zu schreiben. Die Erzählung hat genau das richtige Maß an erklärenden und bildlichen Passagen, wie auch an spannenden und schnellen Abschnitten. Diese schmale Gratwanderung hat der Autor definitiv gemeistert.

Auch die Protagonisten sind mir sehr sympathisch. Während der eine sich wie ein typischer Junge verhält, naiv und vorhersehbar handelt, ist die andere, Erenis, ein einziges Rätsel. Stück für Stück kommt man ihren Geheimnissen auf die Schliche und lernt ihre Beweggründe für ihre grausamen Taten kennen.
Aber auch die Perspektive eines Bösewichts wird aufgegriffen. Man merkt es sofort, wenn er "an der Reihe" ist, denn seine Gedanken sind durch und durch düster und böse. Diese Abwechslung sorgt dafür, dass die Spannung nicht gemindert wird.
Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass ich so schnell mit dem Buch durch bin. Aber irgendwie hat es mich so in den Bann gezogen, dass ich kaum aufhören konnte zu lesen. Als Leser möchte man unbedingt mehr über die Klingentänzerin wissen, genau wie Senrei. Deshalb ist es so schwer aufzuhören, weil man als Leser wie der Junge anfangs in der Rolle eines extrem neugierigen Kindes steckt, das noch nichts weiß.
Der letzte große Abschnitt ist dann actionreicher und abenteuerlustiger, vielleicht auch sehr brutal. Es passiert in diesem Einzelroman trotzdem nicht außerordentlich viel an Handlungssträngen. Das ist aber keineswegs schlimm, denn ich denke, es geht hier viel mehr um Selbstfindung und darum zu lernen, den Frieden mit sich selbst und seiner Vergangenheit zu erlangen. Dieser tiefgründige Aspekt der Geschichte hat mich beeindruckt.

Fazit
4,5/5 Eulen
Dieser Fantasy-Einzelband ist wirklich beeindruckend und hat mir sehr gut gefallen. Es gibt zwar einige Kämpfe, aber nur einen gleichbleibenden Handlungsstrang. Das ist eine schöne Abwechslung, vor allem, da es viel um Selbstfindung und den Frieden mit sich selbst geht.