Rezension

Sehr behäbig und ein Plot der nicht überzeugt

Schwestern im Tod
von Bernard Minier

Bewertet mit 2 Sternen

** "Wir alle kleiden unsere Gefühle in Worte, dabei sind es doch nur Gefühle. Wie hast du es angestellt, so schreckliche, so faszinierende Bücher zu schreiben?", fragte die Ältere und sah ihm dabei tief in die Augen. "Um diese ganzen, so wunderbar...giftige Seiten zu schreiben. Du wirkst so... normal." **

Also das passiert mir wirklich selten, dass ein Roman nur 2 Sterne von mir bekommt. Aber dieser Krimi, der von einem Psychothriller weit entfernt ist, hat eher noch die Tendenz nach unten. 

Es ist mein erstes Buch des Autors, aber da es nicht sein Erstes ist und dazu noch mit "Nr. 1 Bestseller aus Frankreich" beworben wird, war ich vom Inhalt dann doch sehr überrascht. Dabei ist die Geschichte an sich gar nicht schlecht und hat Potential, aber weder die langatmige, sehr behäbige und wirklich spannungsarme Erzählweise noch die relativ sinnbefreiten Hin- und Her-Wendungen zum Schluss - die mit einem wirklich Twist nicht viel zu tun haben - überzeugen. Dazu kommt eine Auflösung, die mich mit ein bisschen mehr Wie- und Warum-Informationen vielleicht halbwegs zufriedengestellt hätte, aber so regelrecht genervt zurücklässt. Die Charaktere sind einfach viel zu flach und blass, als dass sie das, was der Autor ihnen aufbürdet tragen können. 

Eigentlich ist ja eine Story über Rache ein Selbstläufer und per se schon interessant und nervenaufreibend, aber hier fehlt es an Substanz, an Spannung und an ausgearbeiteten Charakteren mit halbwegs nachvollziehbaren Handlungen. Und so bleibt nur ein wildes, ziemlich an den Haaren herbeigezogenes Konstrukt und auch so manches Fragezeichen im Hintergrund, wo die Story einfach nicht ganz rund ist. 

Tatsächlich hat mir Martin Servaz als Kommissar ganz gut gefallen, obwohl seine Schlussfolgerungen bzw. Eingebungen, grade zum Ende hin, auch nicht immer so wirklich glaubwürdig waren. 

Es gibt Bücher, die bleiben einem in Erinnerung, weil sie begeistern und es gibt Bücher, die bleiben einem relativ lange in Erinnerung, weil man sich über sie geärgert hat. "Schwestern im Tod" gehört zu Letzteren. Man bekommt keine Erklärung für die Handlungen der Charaktere und dadurch bleibt alles sehr realitätsfern und unglaubwürdig. 

Bernard Minier tischt dem Leser eine hanebüchene Story auf, die mich nicht überzeugen konnte; die wie eine Requisite ist: von weitem noch ganz okay, aber schaut man mal richtig hin kann die Illusion dem Auge nicht standhalten. Schade um die gute Grundidee, die aber jetzt auch nicht wirklich neu ist. 

Kommentare

Susi kommentierte am 02. Juni 2020 um 13:01

danke für die Warnung