Rezension

sehr berührend, ohne rührseelig zu werden

Café Leben -

Café Leben
von Jo Leevers

Bewertet mit 4.5 Sternen

Henrietta Lockwood (32)  führt in London ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Hund Dave. Sie hat eine Mauer um sich errichtet, wirkt auf viele Menschen emotionslos und sachlich. Als sie sich in einem Hospiz bewirbt, um dort den betroffenen Patienten zu helfen, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, bekommt sie den Job. Schnell merkt der Leser, dass sie auch ein Päckchen zu tragen hat und dass sie nicht ohne Grund so zurückhaltend ist.

Annie (66) ist eine Patientin mit der Henrietta jeden Samstag versucht die Geschichte aufzuschreiben. Aber Annie will sich nicht in das Format pressen lassen dass Henriettas Chefin entworfen hat und Henrietta ist zunächst irritiert und gestresst davon. Sie bangt auch ein bisschen um ihren Job und sie braucht Struktur, um ihren Schutzwall aufrecht zu halten. Annie erzählt u.a. von ihrer Schwester, die vor vielen Jahren verschwunden ist.  Henrietta hat das Gefühl helfen zu müssen und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Im Laufe der Geschichte kommen sich die beiden Frauen näher und Henrietta vertraut ihre eigene Geschichte der älteren Frau an.

 

Jo Levers schreibt auf eine besondere Art und Weise, Sie schafft es, uns die beiden Frauen und ihr Leben, ihre Motive und ihre ganz persönlichen Geschichten nahezubringen. Und trotz des schweren Schicksals ist das Buch niemals kitschig oder rührselig.

Auch die Nebenfiguren sind toll und glaubwürdig dargestellt.

Das Buch  regt zum Nachdenken und „drüber reden“ an. Wie würde man selbst in der Situation handeln? Würde man ein Lebensbuch schreiben wollen?