Rezension

sehr berührend und erschreckend ehrlich

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Klappentext

"Berührend, fesselnd, unfassbar: Wenn nichts mehr ist, wie es war. Kurz, nachdem es zur Pause geläutet hat, hört Miriam einen Schuss. Zunächst versteht niemand, was eigentlich passiert ist, aber dann herrschen Chaos und nackte Angst. Matias, ein Schüler aus ihrer Parallelklasse, schießt um sich. Auch Miriams Freund Tobi wird tödlich getroffen. Miriam überlebt - aber sie fragt sich, ob das Leben ohne Tobi und mit den ständig wiederkehrenden Albträumen überhaupt noch einen Sinn hat. Waren sie und ihre Mitschüler Schuld an der Katastrophe? 

Das großartige Debüt von Anna Seidl, die erst 16 Jahre alt war, als sie diese aufwühlende Geschichte geschrieben hat: eine intensive Auseinandersetzung mit den Folgen eines Amoklaufs für die Überlebenden, mit Schuld und Trauer, schonungslos erzählt." 

Quelle: Oetinger Verlag
Erster Satz 
"Alles wird damit beginnen, dass ich verschlafe." 
aus "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl, Oetinger Verlag, S. 7
Meinung 
Weil ich immer noch etwas durcheinander bin, fange ich mal mit Anna Seidls Schreibstil an. Eigentlich habe ich das Buch schon ein paar Tage vor dem  Schreiben dieser Rezi fertig gelesen, aber ich bin immer noch etwas sprachlos. Deshalb erst mal das "theoretische".
Die noch sehr junge Autorin hat einen sehr direkten, unverschnörkelten, aber auch schön flüssigen Schreibstil. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt und man bekommt somit einen sehr guten Einblick in Miriams Gefühlswelt. Auch Rückblicke sind viele vorhanden, die die bedrückende Stimmung etwas auflockern und Zeit zum Durchatmen geben.
Die Protagonistin, Miriam, ist wirklich sehr sympathisch. Man kann ihre Gefühle und ihre Gedankenwelt absolut nachvollziehen. Der Leser kann durch sie mitleiden, mitleben und mitwachsen. Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über ihre Vergangenheit, die Umstände ihrer Kindheit und auch über ihre Verbindung zum Täter des Amoklaufs.
Aber auch die Darstellung der anderen Schüler, die an dem Vorfall beteiligt und betroffen sind, kommen nicht zu kurz. Es wird aufgezeigt, was passieren kann, wenn man mit so einem schrecklichen Erlebnis konfrontiert wird: von Drogen bis zum Suizid.

Doch gibt es nicht nur negative Möglichkeiten im Buch mit diesem Schicksalsschlag umzugehen. Zum Beispiel lernt die Protagonistin, dass es okay ist, wenn man mal Hilfe braucht; Dass man nicht alles alleine schaffen kann und dass es Leute gibt, die wirklich helfen können.
"Es wird keine Helden geben" ist ein unheimlich bedrückendes und trauriges Buch. Aber auch erschreckend ehrlich und ohne Beschönigungen.
Ich persönlich hatte bestimmt mehr als nur eine Träne im Auge beim Lesen. Aber keine "Gott ist das traurig"-Tränen, sondern "Ich kann mir genau vorstellen, wie sie sich fühlen muss"-Tränen. Dafür habe ich einen großen Respekt vor der Autorin, dass sie solche Emotionen in mir wecken konnte. Mein Herz tat mir wirklich weh.
Ein solches Buch muss einfach bedrückend sein, denn ein Amoklauf und seine Konsequenzen sind immer tragisch. Da gibt es auch nichts schön zureden.Aber es gibt etwas zu sagen: Dass man kein Recht hat, anderen Menschen weh zu tun! Weder aus Spaß, noch aus Leichtsinn oder aus Schadenfreude. Und schon gar nicht aus Rache.Und mit "weh tun" meine ich auch Worte. Worte sind Waffen der gefährlichsten Art. 
Aber noch viel wichtiger ist, dass man nicht wegschauen darf. Dass man für die Schwachen aufstehen muss, weil sie es selbst vielleicht nicht mehr können. 
Und das alles hat die Autorin mehr als deutlich rüber bringen können.
Fazit 
4,5/5 Eulen 
"Es wird keine Helden geben" von der jungen Autorin Anna Seidl, ist erschreckend ehrlich und ohne Beschönigungen. Obwohl es sehr bedrückend ist, werden so Möglichkeiten mit dem Umgang schwerer Schicksalsschläge aufgezeigt und deutlich gemacht, dass man nicht wegsehen darf, wenn man mitbekommt, dass Menschen durch Worte und Taten innerlich verletzt werden.