Rezension

Sehr berührende Liebesgeschichte und Milieustudie

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung - Valentina D'Urbano

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
von Valentina D'Urbano

Bewertet mit 5 Sternen

Um es vorweg zu nehmen – dieser Debütroman begeisterte mich sehr!

Der Roman beginnt damit, dass die 20 jährige Bea, die Ich-Erzählerin, der Beerdigung ihres besten Freundes Alfredo beiwohnt. In einer Rückblende erfährt man nun, wie sich die beiden kennengelernt haben, wie sich ihre Beziehung entwickelt hat und wie sie ihr Leben lebten.

Beide wohnen in La Fortessa, in einem italienischen Stadtteil der 80er Jahre. In einem „Viertel der Diebe und Dealer, der Drogenabhängigen und Verbrecher, diesem Ort mit seinen schmutzigen Ecken und den Hauseingängen, die nach Pisse stinken, mit seinen kaputten Straßenlaternen und Straßen, die im Dunkel ertrinken, mit seinen bewachten Grenzen, damit niemand reinkommt und seine Nase reinsteckt und schaut, was wir machen.“ (S.53).

Alfredos Vater ist ein gewalttätiger Trinker. Vor den Schlägen des Vaters flüchtet sich Alfredo immer wieder zu Beas Familie und die beiden werden bald unzertrennlich. Von den anderen werden sie nur „die Zwillinge“ genannt. Irgendwann beginnt Bea sich zu verlieben und alles wird komplizierter. Und dann nimmt der Roman eine Wendung und als Leser weiß man, dass es nun keine Rettung mehr geben wird.

Die Figuren sind tiefgründig gestaltet und absolut überzeugend. Das Verhalten, die Erlebniswelten der Protagonisten wirken sehr echt. Es gelingt der Autorin hervorragend, die widersprüchliche und komplizierte Beziehung zwischen Bea und Alfredo sensibel zu beschreiben. Das Gefühlschaos von Bea ist absolut nachvollziehbar.

Als weiteres Highlight empfand ich die spannenden Milieubeschreibungen. Sie wirken überaus authentisch und eindrücklich.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, man fühlt sich, als ob man wirklich dabei ist. Die Autorin schafft es grandios, eine dichte Atmosphäre herzustellen.

Dieser Roman berührte mich sehr. Vieles wirkte bedrückend, gewaltvoll, traurig, dennoch ist die Hoffnung aber präsent. Der Roman wühlte mich auf und ließ mich nachdenklich zurück.