Rezension

Sehr berührender Roman

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
von Rachel Joyce

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Eines Tages erhält der betagte Harold Fry einen Brief von seiner früheren Kollegin Queenie Hennessy, die ihm mitteilt, dass sie im Sterben liegt. Harold schreibt ein paar kurze Sätze als Antwort und geht nach draußen, um den Brief im nächsten Briefkasten einzuwerfen. Doch da es ein angenehmer Tag zu werden scheint, beschließt er, einfach bis zum nächsten Briefkasten zu spazieren. Als er diesen erreicht, möchte er auch noch ein Stück weiter gehen. Harold beginnt, nur mit seinen Segelschuhen und einer Jacke bekleidet, immer weiter zu laufen, während sich seine Gedanken um die todkranke Queenie drehen. So fasst er den Entschluss, die gesamten 1000 Kilometer zu Queenie an die schottische Grenze zu laufen, denn solage er unterwegs ist, meint er, wird sie weiterleben. Und so beginnt eine Reise, die sein Leben verändern wird.

Meine Meinung:

Dieser Roman ist keine actionreiche oder spannende Lektüre. Aber mit seinen Gedanken und Gefühlen, vor allem aber den Aussagen zwischen den Zeilen, konnte er mich vollends überzeugen. Ich bin mit keinen großen Erwartungen an die Geschichte getreten, da ich zuvor auch schon schlechte Kritiken gelesen habe. Umso mehr überraschte es mich, dass mich das Buch derart von sich überzeugen konnte. 
 
Harold ist ein sympathischer Protagonist, welcher mit seiner Frau Maureen in einem Dorf in Südengland lebt. Die Beziehung der beiden scheint nach den vielen Jahren des Zusammenlebens etwas eingeschlafen zu sein und sie haben sich meistens nicht mehr viel zu sagen. Der Einstieg beginnt direkt mit dem Erhalt des Briefes, mit dem sich das Leben von Harold schnell verändern sollte. Der Beginn ist sehr passend gewählt, man lernt den Protagonisten und seine Gefühlswelt auf diese Weise sehr rasch kennen und dieser macht sich auch gleich auf den Weg, der für ihn sehr viel weiter sein wird, als er es je erwartet hätte.
 
Im Laufe der Geschichte trifft Harold immer wieder auf die verschiedensten Menschen. Mal sind es nur kurze Begegnungen, die schnell wieder vergessen sind, doch einige Male werden diese unbekannten Menschen seine Gedanken und Meinungen für immer verändern und ihn nachhaltig prägen. Schon bald schließen sich auch weitere Personen seiner Pilgerreise an, doch Harold merkt, dass er diese Tat ganz alleine bewältigen muss.
 
Von Queenie, der Frau, weswegen er diese Strapazen auf sich nimmt, erfährt man während der Geschichte nicht besonders viel, was ich etwas schade fand. Sie bleibt sehr im Hintergrund, der Fokus liegt eindeutig auf Harold und dieser Reise seines Lebens.
 
Besonders schön fand ich auch die Landkarte im Buch. Da Harold doch etliche Städte durchwandert, kann man so immer mitverfolgen, wo genau er sich befindet und welcher Weg noch vor ihm liegt. Auch dass man erfährt, warum sich er und seine Frau im Laufe der Ehejahre immer mehr entzweiten, fand ich wundervoll. Die gesamte Geschichte, vor allem aber auch der Schluss sind sehr berührend und aufwühlend. Ich werde dieses Buch so schnell bestimmt nicht vergessen.