Rezension

Sehr bewegend

28 Tage lang - David Safier

28 Tage lang
von David Safier

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Mensch willst Du sein? Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage. 28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt. 28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört. 28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben. 28 Tage, um eine Legende zu werden.

Als ich mir das Buch in der Bücherei vorbestellte, nur an Hand des Titels, wusste ich nicht, um was es in dem Buch geht. Ich hatte das Buch zwar aus der Ferne bei Hugendubel gesehen aber es nie in die Hand genommen. Bisher kannte ich den Autoren als einen Autoren, der pseudowitzige Bücher schreibt. Doch mit diesem Buch übertrifft sich der Autor um Längen.

1942/43 lebt Mira mit ihrer Familie im Warschauer Ghetto, ihr Vater ist tot, der Bruder hat sich der Judenpolizei angeschlossen und ihre Mutter kann sich nicht mehr um ihre beiden Töchter kümmern. Damit die Familie nicht verhungert, schmuggelt Mira Essen ins Ghetto. Immer wenn es ihr schlecht geht, macht sie sich auf den “Weg ” zu den 777 Inseln, einer Geschichte, die ihre Schwester erfand und sie nun weiterlebt,

Nach dem auch ihre verbliebene Familie getötet wurde, muss sich Mira die Frage stellen: “was für ein Mensch möchte sie sein”. Soll sie kämpfen oder zum Opfer werden? Sie schließt sich dem Widerstand an.  Während ihrer Zeit im Ghetto bekommt sie Mira die volle Breitseite der Gewalt zu spüren, sie erlebt, wie Menschen vor ihren Augen getötet werden. Im Buch wird geschildert, wie Menschen, für ein Stück Brot oder das eigene Leben, zum Verräter werden. Dennoch steht es dem Leser nicht zu, solche Menschen moralisch zu verurteilen, denn was hätten wir in einer solchen Krisen, die unser Leben verändert, getan?

Obwohl das Grauen und die Bedrohung allgegenwärtig ist, gibt es eine Situation, die zeigt, dass es Hoffnung gibt. “An diesem Morgen hatten wir den Juden keine Würde gegeben , sondern mit dem Brot ein klein wenig Glück geschenkt. Uns auch.” (S.348)

Für mich ist es schwierig ein allgemein gültiges Urteil zum Buch zu geben, der Autor schildert uns ein Stück unserer finstertes Geschichte und lässt uns mit der Frage zurück “wie hätten wir uns entschieden”? Wären wir die perfekten Opfer oder hätten wir andere Menschen getötet, damit wir selber gerettet werden können und genau diese Frage lässt sich nur sehr schwer zu beantworten. “28 Tage lang” ist ein Buch, das mich während des Lesens sehr berührt hat und mich so schnell auch nicht mehr los lassen lässt.

Am Ende des Buchs gibt es ein Interview mit dem Autoren, in dem er die Fakten darlegt, der Autor wollte mit dem Buch eine Brücke zwischen den Generationen schlagen. Geschickt verknüpft Safier fitive Personen mit historisch belegbaren Menschen (z.B. dem Autor der König Macius, der mit seinen Schützlingen in den Tod ging). Obwohl das Buch sehr flüssig und sehr anschaubar geschrieben war, konnte ich es nur etappenweise lesen.

Daher kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen.