Rezension

Sehr bewegende Geschichte

Zwei fremde Leben - Frank Goldammer

Zwei fremde Leben
von Frank Goldammer

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman „Zwei fremde Leben“erzählt eine Geschichte, die in der Dresdner Frauenklinik 1973 ihren offiziellen Anfang nimmt und 2018 endet. Sie beginnt damit, dass Ricarda ihre Tochter tot zur Welt bringt und sie das nicht glauben kann.Sie hat ihren Vater, der Professor der Gynäkologie ist und bei der Geburt zugegen war, im Verdacht ihr das Baby weggenommen zu haben, da sie es ihr nicht gezeigt haben, als sie nach der Geburt wieder zu sich kam. Am gleichen Tag kommt auch die Ehefrau von Thomas Rust ins Krankenhaus, welcher bei der Kripo tätig und dort auf den völlig aufgelösten Verlobten von Ricarda trifft. Er unternimmt inoffizielle Nachforschungen, um zu erfahren, was mit dem Baby passiert und tritt damit in ein „Wespennest“. 

Der Autor nimmt mich mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit und spannt den Bogen bis zur Gegenwart. Der Roman wechselt zwischen verschiedenen Jahren der Vergangenheit und der Gegenwart, gibt Einblicke in den Überwachungsstaat und das Leben in der DDR.Ich war geschockt, was alles im Laufe der Jahre ans Licht kam und wie sehr das Leben von Ricarda und ihrer Familie davon gekennzeichnet worden ist. Doch nicht nur sie hat die Hoffnung und Suche nie aufgegeben, auch andere haben gesucht und gehofft. Am Ende, so viel möchte ich verraten, gibt es einen kleinen Lichtblick am Horizont, aber er ist ganz anders als einem vielleicht die Kurzbeschreibung vermuten lässt. 

Es steckt eine Menge Herzblut in der Geschichte und obwohl ich mir die Menschen vorstellen kann, wahre ich stets eine Distanz zu ihnen, da ich mich nicht immer in sie hineinversetzen konnte. Ich selber habe nach dem Lesen des Romans mich mit diesem Teil der DDR-Vergangenheit näher beschäftigt und bin immer noch sehr bewegt.

Vier Sterne!