Rezension

Sehr bildhaft, mit ruhigem Tempo

Die Silbermeer-Saga - Der König der Krähen - Katharina Hartwell

Die Silbermeer-Saga - Der König der Krähen
von Katharina Hartwell

Bewertet mit 3 Sternen

In dem kleinen Fischerdorf Colm geschieht es seit vielen Jahren immer wieder, dass in der Zeit der Kaltwochen Kinder verschwinden und nie wieder zurückkehren. Auch die beiden Findelkinder Edda und Tobin, die einst von einem Fischer des Dorfes aufgenommen worden sind, leben in diesem Ort. Doch wirklich dazu gehört, haben sie noch nie.
Wie jedes Jahr verschwindet auch dieses Jahr eines der Kinder des Ortes, aber dieses Mal ist etwas anders, denn auch Tobin verschwindet plötzlich. Bisher hat sich noch nie einer der Fischer getraut, hinaus aufs Meer zu fahren und die Kinder zu suchen, doch nun ist es Edda, die in der Trauer um ihren Bruder ein Herz fasst und auf die Reise geht und somit auf die Suche nach Tobin.

Meine Meinung

Also gleich vorweg: die Aufmachung dieses Buches ist einfach traumhaft und die Gestaltung hat mich sofort angesprochen.
Allerdings fiel mir der Einstieg in diese Fantasygeschichte nicht so leicht, denn die Autorin Katharina Hartwell hat einen sehr bildhaften, aber auch absolut ausschweifenden Schreibstil. An diesen musste ich mich schon gewöhnen, auch wenn es recht leicht fiel, dem Inhalt zu folgen, war es doch auch sehr detailreich.
Wie so oft bei Fantasyromanen braucht es eine Zeit, bis man sich an die Orte und die Charaktere gewöhnt hat und diese zuordnen kann. Auch die Welt der Silbermeer Saga ist komplexer als sie auf den ersten Blick erscheint. Alles in allem befinden wir uns hier in einer eher düsteren und kargen Welt, in der Mythen und Aberglaube viel Raum finden. Mit den ungewöhnlichen Fabel- und Fantasywesen und deren Darstellung konnte die Autorin mich begeistern, denn diese lebendig geschildert.
Durch den poetischen, aber auch ausschweifenden Schreibstil bleibt die Geschichte eher in einem ruhigen Tempo erzählt. Ich muss zugeben, dass ich mir hier einfach mehr Action, Abenteuer und Spannung erhofft hatte. Es geschieht zwar wirklich sehr viel in dieser Geschichte, doch bis es geschieht, dauert es und die Handlung war für mich einfach zu zäh. Daneben fehlten mir auch einfach wirkliche, greifbare Emotionen, die Atmosphäre ist einfach düster, aber ich blieb hier der Beobachter.
Protagonistin Edda machte es mir ebenfalls nicht allzu leicht, mich mit ihr anzufreunden, geschweige denn, mich in sie hineinzuversetzen. Zumindest auf den ersten 200 Seiten blieb sie mir noch sehr fern und ein wenig geheimnisvoll. Doch spätestens als sie beginnt, nach ihrem Bruder zu suchen, kam ich ihr immer näher und die Suche nach ihrem wahren Herkunft machte neugierig. Hier konnte ich dann doch mehr mit ihr mitfühlen und auch eher mit ihr mitzittern.
Auch Brand, ein Fremder, der in Colm strandet, sorgte hier eher für Geheimnisse, denn seine wahren Beweggründe bleiben noch im Hintergrund.
Gerade die Bewohner Colms waren mit ihrer finsteren Art und dem langweiligen, immer gleich gestalteten Alltag keine allzu sympathischen Gesellen. Gerade durch diese konnte ich Eddas Wunsch, Colm zu entfliehen, absolut nachempfinden.

Mein Fazit

Wer poetische Schreibstile und ausschweifende, aber auch bildhafte Beschreibungen mag, wird hier seine Freude an der Geschichte haben. Für mich wurde dadurch die Handlung zu sehr ausgebremst und dadurch blieben auch die starken Emotionen eher fern. Die düstere Atmosphäre, die mythischen Gestalten und die Fantasy konnte mich zwar dazu bringen, am Ball zu bleiben, doch mir fehlte hier eindeutig das Tempo.